Anhalten und Rücksicht nehmen auch falsch?

Mir ist es in den letzten 2 Wochen nun schon zweimal passiert, dass ich von Autofahrern richtiggehend angepöbelt wurde. „Du Glücklicher,“ wird nun mancher sagen „so wenig?“. Stimmt schon, aber i.d.R. wird man nur angepöbelt, wenn man als Radfahrer die Straßenverkehrsordnung kennt, sich dran hält und sich auch dann dran hält, wenn Autofahrer dies nicht tun. Und genau das habe ich in den beiden Fällen nicht getan. Ich habe mich passiv verhalten und schlicht gewartet. Jeden Tag gibt es Spezialisten, die sich quer über den Radweg stellen und mir und anderen die Vorfahrt nehmen. Manche grinsen ganz verlegen, manche ignorieren einen, manche setzen früh (sehr nett!), andere zu spät zurück.

Wenn Leute dann allzu penetrant nicht reagieren, stelle ich mich auch schon mal halb vor das Auto, ich darf nunmal weder über den Gehweg, noch die Fahrbahn fahren! Dann muss der Autofahrer wohl oder übel etwas Platz machen. Kommt aber doch eher selten vor – und selbst dann grinsen die meisten nur. Warum ich das mache? Wenn ich vor einem Auto auf der Fahrbahn fahre, weiß der Fahrer hinter mir doch auch ganz genau, dass ich das garantiert, bestimmt und sicher nicht darf und weist mich mich mit Worten und Werken deutlich darauf hin!

Heute und letzte Woche habe ich aber einfach nur angehalten. Vor mir quer über den Radweg ein Auto (jedesmal ein anderes übrigens) und ich habe nur gewartet. Nichts gesagt, nicht den Kopf geschüttelt, nicht gestikuliert. Gewartet, bis der Weg frei ist. Das hat dazu geführt, dass das Fenster herunter gelassen bzw. sogar die Tür geöffnet und gefragt wurde: „Hast Du Probleme? Was willst Du?“. „Weiterfahren …“ war die lapidare Antwort. Kein Hinweis von mir auf Vorfahrt nehmen, nichts. Beide Male wurde ich daraufhin grob belehrt, man müsse auch mal Rücksicht nehmen und nicht immer auf sein Recht pochen und überhaupt, was ich denn für ein Kerl sei. „???“ muss über meinem Kopf geschwebt haben, denn was habe ich denn anderes gemacht als auf mein Recht verzichtet und Rücksicht genommen?

Ich stelle fest: die bloße Anwesenheit von Radfahrern reicht aus, um manche Autofahrer auf die Palme zu bringen. Für mich ist es natürlich unbefriedigend, genügsam zu sein, zurück zu stecken und trotzdem auf die Mütze zu bekommen. Wenn ich auf meinem Recht beharre und penetrant bin, ist wenigstens noch etwas gefühlte Genugtuung dabei. Die Konsequenz daraus ist also, in Zukunft nicht mehr so ruhig zu sein, sondern mein Recht durchzusetzen. Die Autofahrer meckern genauso und ich habe meinen Spaß.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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