Arme gebeutelte Autoindustrie

Herr Zetsche weint, dass er ja gerne umweltfreundliche Autos bauen möchte, aber niemand sie kaufen will. Und deshalb muss die Entwicklung von Elektroantrieben vom Staat subventioniert werden, weil ansonsten kein Gewinn erwirtschaftet werden kann. Zetsche lässt die Muskeln spielen
… Eine halbe Milliarde Euro hat die Industrie für die Entwicklung umweltfreundlicher Elektro-Autos erhalten. Zuwenig, findet Daimler-Chef Zetsche. Er fordert zusätzliche Hilfen … Seiner Einschätzung nach werden weder die Kauflust noch die Kaufkraft der Kunden ausreichen, um die hohen Kosten der Elektroautos zu decken.
Meiner Einschätzung nach, hat Herr Zetsche da die Käufer ziemlich falsch eingeschätzt bzw. denkt, alle anderen sind doof. Wenn mir jemand ein funktionierendes, alltagstaugliches Auto zu einem vernünftigen Preis anbietet, dann würde ich es auch kaufen. Gibt es aber nicht. Leider kann ich keins entwickeln, dass muss die Autoindustrie tun.

Das Geld dazu ist vorhanden, denn Daimler – und da ist Zetsche ja nicht ganz weit von entfernt – hat für das Jahr 2010 im Juli letzten Jahres eine gewaltige Gewinnprognose veröffentlicht. Vier Milliarden Euro – Daimler hebt Gewinnprognose an
… Damit folgen die Stuttgarter dem Münchener Erzrivalen BMW, der in der vergangenen Woche mit einem optimistischeren Geschäftsausblick überrascht hatte …
Und auch anderen Autobauern scheint es nicht ganz schlecht zu gehen. Diese Gewinne resultieren aus einer … besseren Preisdurchsetzung … Sprich: wir nehmen einfach soviel, wie wir wollen und die Deppen zahlen! Noch dazu wird in dem Segment doch seit Jahrzehnten nichts Neues produziert. Immer nur neue Abwandlungen altbekannter Technik. Radikale Innovationen – auch wenn ein hyperschwachsinniges Abbiegelicht oder kontaktlose Türschlösser als solche bezeichnet werden – gibt es nicht.

Dabei werden die Unternehmen natürlich nicht müde zu betonen, dass man *auf gar keinen Fall* mehr Steuern verlangen dürfe, höhere Abgaben andenkt oder sonst irgendwas tut, was den gewaltigen Gewinn schmälern könnte. Der Grund dafür ist eigentlich verständlich: man könne sonst keine Innovationen schaffen, keine neuen Techniken entwickeln, nichts für den Umweltschutz tun.

Das Geld ist also da, tut endlich was damit. Mir ist es egal, ob die Shareholdervalue OK ist und die Investoren gepudert werden, die bauen nämlich keine Elektroautos. Es geht doch nur darum den Gewinn zu mehren, nicht darum etwas für die Allgemeinheit zu tun. Und darum sind solche Aussagen wie Daimler-Chef Dieter Zetsche droht mit einer Abwanderung der Elektroauto-Technologie, sollte die Bundesregierung keine staatlichen Kaufanreize für Elektroautos setzen. einfach widerlich!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Arme gebeutelte Autoindustrie

  1. Yep! Bliebe noch hinzu zu fügen, dass die Deutschen den Elektrotrend voll verschlafen haben (wohl zuviel Zeit verbracht mit Jammern über sich selbst) – da sind die Japaner schon weiter.
    Und was das „hyperschwachsinnige Abbiegelicht“ oder „kontaktlose Türschlösser“ angeht – auch YEP!
    Ich würde mir mal wünschen ein Auto, nur mit dem allernötigsten, und was dann auch unter 5000 kostet.
    Umweltfreundlich selbstverständlich dazu.
    Machbar wäre das.

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