Vor den Kopf stoßen

Der Westen: „Bescheuert“? Die Burka im Selbstversuch
… Was eine WR-Reporterin erlebte, die sich mit einer Burka in die Dortmunder Innenstadt begab. Sie erntete Skepsis, Fassungslosigkeit – und Aggressionen …
Gestern nach der Finanzausschusssitzung habe ich auf dem Nachhauseweg einnen Bekannten getroffen, angehalten und ein wenig erzählt. Nach kurzer Zeit kam Bekannter des Bekannten hinzu (beide übrigens deutlich älter als ich) und wir haben dann zusammen ein bisschen geredet. Über die Stadt, über die Leute und über Politik.

Unter anderem kam das Thema auch auf unseren Außenminister und der zuletzt hinzugekommene Diskutant – wenn ich richtig verstanden habe, aus dem arabischen Raum – merkte an, dass es nicht besonders geschickt von unserem Vize sei, mit seinem Freund dort unten Staatsbesuche zu machen. Von den Kosten mal abgesehen, ist Homosexualität in einigen Ländern eine Straftat. Ich stimmte ihm da teilweise zu und sehe tatsächlich, dass ein so gestalteter Besuch wie ein Stoß vor den Kopf für die Gastgeber ist/wäre. Das ist eben ein Kulturbereich, in dem schwul sein alles andere als akzeptiert ist. Und dann wird von den Bürgern sehr missfallend zur Kenntnis genommen, wenn das von einem Staatsmann missachtet wird.

Wenn allerdings Herr Westerwelle nicht mit seinem Freund dort unten auflaufen darf, weil das bei „den Leuten“ auf Skepsis und Fassungslosigkeit stößt, bisweilen Aggressionen auslöst, wo ist der Unterschied zum Tragen einer Burka oder Verschleierung bei uns? Das löst ganz offensichtlich das gleiche Befremden aus, wie händchenhaltende Männer in anderen Ländern.

Integration bedeutet, sich den Gepflogenheiten, der Kultur anzupassen und nicht den Menschen mit dem eigenen Verhalten vor den Kopf zu stoßen. Das verlangen andere Länder von uns, warum wird gezetert, wenn es hier gleichartige Stimmen gibt? Angst vor einer Burka ist genauso dämlich, wie Homosexualität unter Strafe zu stellen, allerdings sind das auch zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe.

Mir persönlich ist es wirklich wurstegal, wenn sich jemand verschleiert, zwei Männer turtelnd die Straße runter gehen, an der Ecke ein Wachturm ausgestellt wird oder sich jemand die Augenlider an die Stirn tackert. Das ist Privatsache und solange mich niemand zu seinem Verhalten bekehren will, soll er machen was er will. Ich habe allerdings noch keinen Schwulen kennen gelernt, der mir gesagt hat, dass seine Präferenzen die einzig wahren sind …

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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