Erneut Radfahrer im Kreis bei Unfall getötet

Und wieder wundere ich mich über den Bericht der Polizei dazu. POL-MI: Radfahrer verstirbt an Unfallverletzungen
Beide fuhren der tiefstehenden Sonne entgegen.
Natürlich, die tiefstehende Sonne mal wieder. Ich habe es vor ein paar Wochen erwähnt: die wird wieder häufiger im Spiel sein. Ich habe vor Jahrzehnten mal gelernt, dass man seine Geschwindigkeit anpassen muss, wenn man nichts mehr sehen kann. Ist das nicht mehr so? In Höhe Ortseingang Südhemmern streifte der Pkw-Fahrer den Fahrradfahrer. Also viel zu dicht überholt. Warum steht das dann nicht im Bericht? Warum erwähnt die Polizei nicht endlich mal für die autofahrende Bevölkerung, dass man 1,50 Meter Abstand einzuhalten hat, wenn man einspurige Fahrzeuge überholt – besonders bei Radfahrern? Dieser stürzte zu Boden und verletzte sich am Kopf. Ein Helm wurde nicht getragen. Klar, dass der Radler keinen Helm auf hatte muss zwingend erwähnt werden. Nur leider hätte ein getragener Helm den Unfall nicht verhindert. Die Unfallstelle liegt außerhalb geschlossener Ortschaften, es besteht dort eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. Ja was denn nun? In Höhe des Ortseinganges oder außerhalb? Und muss man nicht seine Geschwindigkeit innerorts auf 50 reduzieren? Muss das nicht *vor* dem Ortseingang geschehen?

Für mich liest sich das so: „Ein Autofahrer fuhr mit nicht den Sichtverhätnissen angepasster Geschwindigkeit ohne Sicherheitsabstand an einem Radfahrer vorbei, streifte denselben und schleuderte ihn dadurch zu Boden.“ Nur leider wird es nicht in der Deutlichkeit von der Polizei geschrieben. Und da frage ich mich – ohne immer nur Meckern und die Radfahrer in Schutz nehmen zu wollen – warum nicht?

Warum wird in solchen Meldungen nicht gleich Prävention und Aufklärung betrieben? Warum werden diejenigen, die allein aufgrund von Masse und Geschwindigkeit das größere Gefährdungspotential haben, nicht sensibilisiert? Stattdessen wieder der Helm. Ja, vielleicht hätte der die tödlichen Verletzungen gemindert, aber verdammt, er hätte den Unfall nicht verhindert! Und daran ist zu arbeiten! Auch und gerade von der Polizei.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

3 Kommentare zu „Erneut Radfahrer im Kreis bei Unfall getötet

  1. Die Fragen, die Du in diesem Post stellst, stellen wir uns doch alle, wenn wir uns die üblichen Berichte auf Polizeipresse.de und der Tagespresse (i.d.R. stimmen diese wortgleich überein)lesen.

    Meine Antwort dazu ist die folgende: Sowohl die Pressesprecher der Polizei als auch die Journalisten kennen es doch nicht anders. Das höchste zu erstrebende Gut, die Insignien des Erwachsenseins, des sich-was- leisten-Könnens ist nunmal das Auto und es wird alles dafür getan, dass es auch so bleibt. Es ist wie eine Religion. Wer von ihr abfällt und das Fahrrad als erstzunehmendes Fahrrad propagiert, kann eben nicht ganz dicht sein, kann sich kein Auto leisten, ist notorischer Individualist und ein Fahrradrowdy. Eben solche gilt es zu bekämpfen und ihre Zahl einzudämmen durch komische Vorschriften, Radverkehrsanlagen, schulmeisternde Fahrweise etc.

    Das Auto ist in Deutschland Identifikationsprothese Nr. 1, ein Statussymbol, das goldene Kalb. Ein Fahrrad, ein Radfahrer ist im Verkehrsraum allenfalls geduldet. Wenn er unverschuldet verunfallt, sind es in der Regel die Umstände, die gegen ihn gewirkt haben, niemals der Unfallgegner. Eigentlich ist er ja auch selbst schuld, warum fährt er nicht einfach Auto, wie alle normalen Menschen es tun?!

  2. Also wenn ich das hier so lese, dann poppt bei mir eine Frage auf und die lautet einfach: Ist es eigentlich für einen Fahradfahrer vorstellbar, dass auch er schuldhaft einen Unfall verursachen kann?

    Ich habe eine Zeit lang – teilweise mit Auto – in Karlsruhe gelebt und wenn ich an diese Fahrradrüpel denke, die damals dort ihr Unwesen trieben, dann lese ich die oben geschriebenen Statements noch mal ganz anders.

  3. @Wolfgang: Nein, überhaupt gar nicht. Nur leider ist es für die überwältigende Mehrheit aller Autofahrer völlig unverständlich, dass man a) auf einem Fahrrad am Straßenverkehr teilnehmen kann und b) das auch noch tut und c) „Verdammt, was machst Du vor meinem Auto?!“

    Und ich fahre gerne Auto! Nur muss ich in einem Auto eben deutlich mehr Rücksicht nehmen, da ich ganz einfach in dem Augenblick das tödlichere Gefährt fahre.

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