Killerspiele

Ich habe in der ARD den heutigen Brennpunkt geschaut und zu meiner Frau gesagt: bis die „Killerspiele“ erwähnen gucke ich zu. Nach 3 Minuten konnte ich dann zu „Germanys Next Top Model“ umschalten. Es ist unerträglich. Natürlich ist Counterstrike daran schuld, dass 15 unschuldige und unbeteiligte Menschen sterben mussten. Dass der Vater des Amokläufers mehr als ein Dutzend Schußwaffen und tausende Schuß Munition offensichtlich leicht zugänglich zu Hause aufbewahrte kann mit dem Gemetzel *überhaupt nichts* zu tun haben. Klar das unser unerträglicher Innenminister Schäuble das weiß und somit auf gar keinen Fall das Waffengesetzt verschärfen will. Aber aufgrund einer gefakten Tatankündigung im Netz, die jetzt auch der Politik zu schaffen macht, wird jetzt wieder das Bild des introvertierten und „komischen“ Computerfreaks gezeichnet.

Total überraschend: der Jugendliche hatte Pornobilder auf seinem Rechner. Ich habe schon etliche Rechner repariert, auf denen ein ganzer Arsch voll solcher Fotos zu finden waren – und die Leute sind keine Amokläufer. Komplett atypisch auch: er hat Counterstrike und andere Computerspiele. Äh, ich auch. Ich habe mit 13 oder 14 „Raid over Moscow“, „Barbarian“ und noch deutlich schlimmere Sachen gespielt. Und auch „Resident Evil“ liegt hier als Original-CD rum. Außerdem habe ich Cowboy und Indianer gespielt und wir haben uns im Wald mit „Bomben“ aus Butterbrotpapier mit Staub drin beworfen. Das ist alles *komplett* unschädlich – wenn Freunde mitmachen.

Und da liegt so wie es aussieht das Problem: der Täter hatte keine oder sehr wenige. Er wurde laut Mitschülern gemobbt und getriezt, saß alleine rum und war sogar in psychiatrischer Behandlung. Und er hatte Waffen in Reichweite. Damit hat er den Amoklauf gemacht, nicht mit den Pornobildern, mit denen sich wohl jeder 17jährige eher Erleichterung verschafft.

Wann beginnt man in unserem Land endlich mal an Ursachen zu drehen und nicht nur die Symptome zu vertuschen?

Der Herr Lazar äußert sich auch

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

3 Kommentare zu „Killerspiele

  1. Noch dümmer, naiver und unerträglicher wäre es, wenn sie jetzt auch noch versuchen würden, Killerspiele zu verbieten.

    Strengere Waffengesetze bringen meiner Meinung nach nichts. In den USA, Schweiz und Österreich, mit sehr liberalen Waffengesetzen (im Prinzip ist da alles frei erhältlich)gibt es Prozentual auch nicht mehr Amokläufer als hier. Wer Amok laufen will, und dazu eine Waffe benötigt, besorgt sich eine. Egal ob legal oder illegal.

  2. Ich gehe allerdings stark davon aus, dass genau das wieder passiert. Das leiern die Leyen, der Schäuble und der Beckstein schon an.

    Das Gesetze immer nur die Ehrlichen und Vernünftigen einschränken ist ja nicht neu. Wer Schmufix machen will, der macht ihn auch trotz Verbot.

  3. Der Spiegel greift das Thema ebenfalls auf „Amokläufer verbrachte Abend vor der Tat mit Killerspiel“

    Ich finde das ausgemachten Schwachsinn. Ich habe drei Kinder … und wenn ich mit Counterstrike o.ä. fertig bin, dann streife ich nicht durchs Haus und suche das nächste Opfer für den Headshot!

    Die Ursache liegt doch ganz woanders und wesentlich tiefer. Aber dafür müsste man gravierende Änderungen durchführen – da ist die Killerspiel-Thematik deutlich einfacher…

    Für die Bekämpfung dieser Dinge müsste man sich mit dem Leben an sich auseinandersetzen, und davon hat zum Beispiel ein gewisser Herr Schäuble keine Ahnung. Man kann mir erzählen, was man will: der Typ läuft (ich werde mir hier jeden Sarkasmus verbieten) doch immer noch vor seinem Trauma davon…

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