Bekämpfung der Kinderpornografie
Von der Leiers Kinderpornografiebekämpfung ist eine Methode des Wegsehens. Es geht ihr – und den vielen anderen Mitstimmern ohne Sachverstand – offensichtlich gar nicht darum, die Macher kalt zu stellen. Sie will verhindern, dass jemand hinschaut. Eine Mentalität des Wegsehens haben wir hier in Deutschland aber doch schon zur Genüge. Wer hilft denn, wenn mitten in der Fußgängerzone einer Oma die Handtasche geraubt wird oder am helllichten Tag Frauen vergewaltigt werden – auf Hauptstraßen? Schön die Augen zu machen. Genau das Gleiche macht unsere garantiert nicht sachkundige Familienministerin. Sie nimmt die Problematik aus dem Fokus – was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Aus den Augen aus dem Sinn.
Nicht falsch verstehen, ich will hier gar nicht davon reden, dass man bitte Kinderpornoseiten frei zugänglich machen sollte. Ich sage, dass sie es gar nicht sind! Ich surfe seit 1995 durch’s Internet. Und ich behaupte mal, dass meine Frau auf Nachfrage garantiert erwähnt, ich würde das exzessiv machen ;-) Und ich schließe auch nicht aus, dabei schon mal auf eine pornografische Seite gelangt zu sein. Aber noch nie, niemals, überhaupt nicht habe ich dabei etwas gesehen, was auch nur ansatzweise in Richtung Kinderpornografie ging. Man stolpert über solche Seiten nicht einfach beim Bummel zwischen Aldi-Nord, den aktuellen Lidl-Angeboten und dem Klatsch bei wer-kennt-wen. Das ist m.E. schlicht riesengroßer Blödsinn, wenn uns da von öffentlich zugänglichen und nicht gesicherten Seiten erzählt wird.
Wenn nun die Übermutter der Nation den Zugang mittels Sperrlisten verhindern will, dann bringt das gar nichts in Bezug auf Kinderpornografie, ist aber sehr viel Vorarbeit für die Sperrung von anderen, nicht genehmen Seiten. Wir erinnern uns, die Vorratsdatenspeicherung wird ja auch nur und ausschließlich und niemals für etwas anderes als die Terrorverfolgung genutzt. Naja, und ein bißchen für die Strafverfolgung … und die Content-Industrie wüsste auch ganz gerne was aus dem großen Datenpool. Alles hinterfotziges Gerede.
Die Kinderpornoseiten auf diesen Sperrlisten werden von irgendjemandem betrieben. Und dann sperrt man nicht den Zugriff auf diese Seiten, sondern man macht die Seiten dicht! Man geht zum Betreiber der Seite und schiebt ihm den Router, an dem sein Server hängt, ins Rektum, bevor man ihn den Strafverfolgungsbehörden übergibt. Putzigerweise ist dann der Zugriff auf die Seite auch nicht mehr möglich. Davon redet uns Ursula aber nicht. Hat irgendjemand schon mal davon gehört, dass irgendwo erwähnt wurde, ein Betreiber sei aufgeflogen? Einer derjenigen der die Kamera hält beim Fotografieren oder Filmen? Nein, das interessiert augenscheinlich nicht. Das ist mit Arbeit verbunden. Arbeit die man durch das Sperren von Seiten gut unter den Tisch kehren kann. Man hat viel geredet, kann sich gegenseitig auf die Schulter klopfen und hat nichts erreicht, um die armen Kinder zu schützen.
Ich finde es abstoßend und ekelerregend, wenn jemand sich solche Fotos und Filme anguckt. Diese Leute müssen ganz sicher in Behandlung. Aber ich habe einen Haß auf Monster, die den Kindern soetwas antun. Nur nirgends höre ich davon, dass gegen diese Leute etwas unternommen wird. Kann man Frau von der Leyen eigentlich anklagen, weil sie ja ganz offensichtlich weiß, wo man an die Hintermänner kommt und trotzdem nichts unternimmt? Die Frau ist unerträglich und mit ihr die ganze Bagage, die ebenfalls nichts tut, außer die eigene Ahnungslosigkeit mit Inbrunst in die Nachrichten zu pusten.
Bei allem was Herr Tauss falsch gemacht hat, er tat das, was Frau von der Leyen nicht macht: er versuchte an die Leute zu kommen, die ganz weit im Sumpf versteckt sind. Das man sich im Sumpf zwangsläufig die Schuhe dreckig macht, ist wohl leider unumgänglich.
Edit: Wenn ich dazu dann noch bei Herrn Unkreativ lese, was ein netzbekannter Anwalt über seine Klienten in der Sache schreibt, dann wird mir diese Untätigkeit noch ein wenig unheimlicher. Denn womöglich wissen die Politiker, dass es da keine Hintermänner zu verfolgen gibt. Jedenfalls nicht in der Art, wie uns immer erzählt wird. Wenn das so wäre, veranstalten die den ganzen Humbug tatsächlich nur, um Sperr- und Überwachungsmaßnahmen zu installieren. Wobei wir aber nun wirklich bei den Verschwörungstheorien sind.
Jemand V – for Vendetta gesehen? Oder 1984? Tja, wenn ich so die Zeitung lese …
Du sprichst genau das aus, was mir auch schon die ganze Zeit durch den Kopf ging:
Niemand landet aus Versehen auf solch einer Seite (ich bin seit ’93 online); man muss wissen, wo der Kram liegt.
Wie bei so vielem, mal wieder Bekämpfung der Symptome und nicht der Ursache!
Gruß
Malte
Es ist Wahlkampf! Da erliegt manch Politiker (wie wohl auch Frau von der Leyen) nur zu leicht der populistischen Versuchung, Stammtisch-Stimmungen zu bedienen. Solch verantwortungsloses Geschwafel ist natürlich einfacher, als dem Übel an die Wurzel zu gehen oder gar die Täter und Erfüllungsgehilfen zu überführen. Statt wirklich zu handeln (mit dem Risiko, sich dabei die Finger schmutzig zu machen) wird nur so getan als ob – und dafür gibt’s ein Riesen-Echo in den Medien. Klasse, Frau von der Leyen! Dass sie damit zugleich bedrohlichen Tendenzen in Richtung Orwellschen Schnüffelstaat Vorschub leistet, nimmt sie – mindestens! – fahrlässig in Kauf. Armes Deutschland!