Verschrottungsprämie
Im Radio überbieten sich die Autohändler mit günstigst Angeboten und tatsächlich – wider meinem Erwarten – rennen die Leute in Scharen zu den KFZ-Verkäufern und reißen ihnen die Spritschleudern aus den Händen. Nur ist das zum Einen leider nur ein begrenzter Zeitraum, denn irgendwann ist der Pott leer, und zum Anderen kurbelt es nicht die Konjunktur an. Oder ist der Einzelhandel ein Konjunkturmesser? Die Autoindustrie schiebt weiterhin Kurzarbeit, bei Opel dauert es weiterhin „wenn’s gut läuft“ 8 Wochen bis der Corsa beim Kunden ist und sowieso geht ein Großteil des Geldes zu Skoda, Renault, Peugot, Honda, Toyota … alles urdeutsche Unternehmen. Alles richtig gut für unsere Konjunktur. Darüber kann ich mich schon ärgern.
Der nächste Punkt ist – und das ist gerade in meinem Umfeld passiert – dass da zwar 11 Jahre alte Wagen verschrottet werden, aber so ein Corsa 1.2 Eco mit 80.000 Kilometern auf der Uhr ist nicht das, was ich als Schrottkarre bezeichnen würde. Nicht wenn man sich als Ersatz und für den gleichen Zweck einen Fabia kauft, der mit 60 PS hoffnungslos untermotorisiert ist und dann noch mehr Dreck in die Atmosphäre pustet, als der kleine Corsa. Ich denke solche Fälle gibt es genug.
Vor dem Hintergrund von einer „Umweltprämie“ zu sprechen, grenzt schon fast an Verarschung. Ich bleibe dabei, dass man die allgemeine Konjunktur nur dadurch ankurbeln kann, indem man den Leuten die nicht in der Lage sind regelmäßig zu konsumieren, diese Möglichkeit gibt. Sprich: Mindestlöhne und eine Absenkung der Einkommenssteuer in den niedrigen Einkommensbereichen. Wenn ich eh schon 5.000 Euro Netto habe, dann *kann* ich konsumieren und *ich* würde es auch tun. Bei 1.000 Netto für einen Vollzeitjob geht das leider nicht. Da kann ich mir übrigens auch nicht erlauben meinen alten 11 Jahre alten Corsa gegen einen Fabia einzutauschen.
Also ICH kann mir kein neues Auto kaufen, auch wenn jemand 2500 € dazu geben würde.
Allenfalls dann einen kleinen Gebrauchten, aber dafür gibt es ja keinen Zuschuss…
Im Übrigen denke ich auch, daß das ein Strohfeuer ist. Diejenigen die Steuern zahlen, finanzieren denen die ein neues Auto kaufen, einen Teil des Kaufpreises.
Und die Schulden dafür haben wir alle und DAS Geld muß ja auch irgendwo wieder reinkommen.
Wenn die, die ein neues Auto kaufen können eins haben (solange das Geld reicht aus dem Topf), dann geht wieder das große Jammern los, daß die Wirtschaft so schlecht laufen… ;)
Ich glaube auch überhaupt nicht dran, dass das irgendwelche positiven Auswirkungen hätte. Lediglich der Zeitpunkt des Kaufs verschiebt sich eventuell jetzt nach vorn. Unter normalen Umständen allerdings würde ich weder Neu- noch Jahreswagen in Erwägung ziehen. Mein Alter ist jetzt 13, hat die 200000 letztes Jahr überschritten, die nächste Reparatur steht quasi schon im Kalender. Also wenn nicht jetzt, wann dann?
Es gibt ja auch durchaus einige, die davon aktuell und zur Zeit profitieren und bei denen es Sinn macht. Nur ist das dann halt Zufall und nicht der Erfolg einer durchdachten und nachhaltigen Planung der Politiker ;-)
Nun ja, das schnallt eigentlich sogar der BWL-Student im zweiten Semester: wenn ein Auto 15 Jahre hält, aber die Produktion darauf ausgelegt ist, daß der Bestand im Durchschnitt alle 4 Jahre ausgetauscht wird, dann muß das Konzept irgendwann mal zusammenbrechen.
Genau das ist jetzt passiert. Diese Abwrackprämie ist nur ein Strohfeuerchen, der Markt muß sich letztlich erst mal wieder gesundschrumpfen. Ich bin gespannt, welche Marken überleben und welche über den Jordan gehen…
Und wie SkyCaptainBlue richtig sagte: letztlich verschiebt sich nur der Zeitpunkt der Anschaffung des neuen Autos.