Whisky-Tasting 2007

Im letzten Jahr haben wir aus terminlichen Gründen die alljährliche Whiskyprobe der VHS-Löhne schweren Herzens ausfallen lassen. In diesem Jahr war der Termin aber lang genug geplant, um wahrgenommen zu werden. Seit dem letzten Mal habe ich einige Flaschen gekauft und probiert. Gerade in der kalten Jahreszeit am Kamin mit einem Stück Schokolade ist so ein Gläschen ein ziemlicher Genuß. Den Geschmack kann ich dabei schon ganz gut einschätzen, also ob die jeweilige Sorte mir schmeckt oder nicht ;-) Aber weitere Feinheiten auf die man achten sollte, Hintergrundinformationen zur Destillerie oder die verwendeten Fässer kann man sich da nur im Netz zusammen klauben. Da ist so eine Verköstigung deutlich angenehmer.

Wie in den letzten Jahren auch wurden standesgemäß im schottischen Kilt die Spirituosen präsentiert und in einem sehr amüsanten Mischmasch aus Deutsch und Englisch Anekdoten und Wissenswertes zum Wasser des Lebens zum Besten gegeben. Und zwischendurch und währenddessen natürlich die Hauptdarsteller des Abends: die Whiskys.

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Miltonduff 8 Jahre 46% (bottled by DTC Battlehill Collection)
Es begann gleich mit einer kleinen Besonderheit. In der recht jungen Destillerie Miltonduff an der Speyside gelegen, wird ein leckerer Whisky gebrannt, den wir in einer erst 8 Jahre alten Abfüllung testen durften. Üblicherweise wird Single Malt Whisky nicht unter 10 Jahren ausgeschenkt, aber aufgrund der immer kürzeren und weniger strengen Winter – so die Erklärung – beschleunigt sich derzeit auch die Reifezeit des Whisky.

Das Aroma welches nach einer angemessenen Aufwärmphase der Nosing-Gläser in der Hand vom Miltonduff entfaltet wird, ist sehr angenehm und duftig. Keine Spuren von Rauch oder muffigem Torf. Der erste Schluck präsentiert dann allerdings doch den Geruch des Brandes, wenn auch nur ganz leicht. Überrascht hat mich der leichte Fruchthauch im Mund mit einem leichten Gefühl nach Nuß. Der strohgelbe Miltonduff fühlt sich ein wenig cremig auf der Zunge an und ist dort auf keinen Fall scharf. Sehr lecker. Ein gelungener Einstieg in den Abend.

Edradour 10 Jahre 40% (distiller’s bottling)
Ein sehr leichter Whisky mit nur 40% wurde uns als zweiter Gang gereicht. Auch hier ein angenehmes Aroma während des Anwärmens, deutlich intensiver als das des Miltonduff. Der Geschmack ist dann überraschend fruchtig. Da schmeckt man Orangen und Zitronen und einen Hauch Süße. Lässt man den Whisky nach hinten über die Zunge rinnen, kribbelt es scharf am Gaumen. Ein längerer Abgang bis zum Kehlkopf. Das war gar nicht mein Geschmack. Zu hart und wie mit dem Hammer.

Springbank 1996 46% (bottled by DTC for the NC2 Collection)
Hier holte William G. Robertson etwas länger aus. Die mitgebrachten Flaschen sind eine Besonderheit und der teuerste Tropfen des Abend. Dieser Springbank reifte 8 Jahre lang in einem Bourbonfass, um dann weitere 2 Jahre in einem Portweinfass gelagert zu werden. Danach wurde er ungefiltert in Flaschen abgefüllt. Deutlich ist in der Flasche und im Glas die Trübung der Flüssigkeit zu sehen.

Der an der Westküste Schottlands gelagerte Tropfen präsentiert sich sehr rauchig und mit viel Torf. Man schmeckt das Salz des Meeres, wenngleich der typisch kräftige Phenolgeschmack sich nicht in den Vordergrund drängt oder sofort auffällt. Dazu muß man schon einen zweiten Schluck nehmen. Eine leichte, wirklich schwache, fruchtige Note meint man auszumachen, wenn man ihn etwas länger im Mund behält. Ein voller warmer Geschmack mit viel Volumen. Schon sehr lecker.

Aberlour A’Bunadh 60,5% (bottled CS distiller’s bottling)
Der stärkste Whisky des Abends. Dieser cask-strength Whisky ist sehr dunkel, statt gold fast braun und nahezu undurchsichtig. Ein sehr volles Aroma in der Nase und der Geschmack wirkt genauso dunkel wie die Farbe. Ein sehr voller, komplexer Whisky, der warm die Kehle herunter läuft. Ein wenig Torf und Rauch zeichnen den Speyside-Whisky aus.

Mit einem Tropfen stillem Wasser entfaltet sich das Aroma noch einmal deutlich mehr. Trotz des hohen Alkoholgehaltes wirkt der Aberlour nicht scharf oder gar sprittig. Man kann soweit gehen und ihn als „mild“ bezeichnen – auch wenn man die Nase nicht allzutief ins Glas halten sollte. 60% sind 60%!

Auld Reekie (Caol Ila) 10 Jahre 46% (bottled by DTC)
Als letzte Probe wurde uns ein Glas Whisky von der Insel Caol Ila gereicht. Der Name der Abfüllung ist Programm. „Auld Reekie“ ist der Spitzname von Edingburgh, welche sie zur Zeit der Industrialisierung bekommen hat und bedeutet „die alte Rauchige“. Und genau das trifft auf diese Flasche zu. Hatten die bisher verköstigten Abfüllungen alle zwischen 3 und 5 ppm, so glänzt der Auld Reekie mit 30 ppm, da ist man schon ziemlich in der Nähe eines Lagavulin oder Laphroaig.

Der fast klare Whisky wird in Bourbonfässern gelagert und schon das Glas auf dem Tisch riecht nach Grillen. Während des Aufwärmens in der Hand wurde der Geruch dann naturgemäß noch einmal intensiver – hier wurde mit Torf gearbeitet, soviel ist sicher. Der Geschmack ist dann auch wie erwartet. Erdig im Mund, Rauch mit Rauch vermischt und der typisch phenolige Inselgeschmack nach Krankenhaus. Interessant und nicht übel. Wobei ich einen Lagavulin in jedem Fall vorziehen würde. Der „Auld Reekie“ hat mir da einfach zu viel Geschmack nach Feuer.

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Erneut ein sehr angenehmer Abend. Ich hätte mir sogar ein Fläschen des jungen Miltonduff mitgenommen, aber wir hatten noch vor ein wenig weiter zu ziehen und ich wollte die Flasche nicht mit mir rumtragen. Auf jeden Fall war mir der jüngste Whisky des Abends auch gleichzeitig der Liebste. Und das lag nicht daran, dass er mit 29 Euro die Flasche auch noch der erschwinglichste war. 50 Euro für den Edradour und den Auld Reekie waren ebenfalls wohlfeil. Da lagen der Aberlouer mit 65 und der Springbank mit 75 Euro eine Klasse darüber. Einige der Gäste haben sich jedenfalls eingedeckt und sicher in keinem Fall ein schlechtes Geschäft gemacht.

Eine sehr gute Auswahl grundverschiedener Spirituosen, alle sehr interessant, wenngleich für mich nur einer dabei war, den ich wirklich mochte. Meine Reihenfolge des Abends:

  • Miltonduff 8 Jahre 46% (bottled by DTC Battlehill Collection)
  • Springbank 1996 46% (bottled by DTC for the NC2 Collection)
  • Edradour 10 Jahre 40% (distiller’s bottling)
  • Auld Reekie (Caol Ila) 10 Jahre 46% (bottled by DTC)
  • Aberlour A’Bunadh 60,5% (bottled CS distiller’s bottling)

Werde gleich mal im Netz stöbern.

Da die Räumlichkeiten in der Werretalhalle immer sehr pünktlich verlassen werden müssen, war um viertel vor 10 schon Schluß. Wir gingen dann schnell zum Bahnhof und bekamen pünktlich den 10 vor 10 Zug nach Oeynhausen, wo wir den Abend völlig unpassend ;-) bei einem Glas Weizen im Brösel ausklingen ließen.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Whisky-Tasting 2007

  1. sehr netter bericht !!!

    ich persönlich kenn mich überhaupt nicht mit whiskey aus, finde es aber supi interesaant, wie auch beim wein, etwas mehr zu wissen darüber als das es schmeckt oder „wirkt“

    viel. kann man sich ja zwecks erkundungen mal vereinbaren !?

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