Herman
Die Frau hat eine Meinung über das Mutterbild, die ich mir sicher nicht zu eigen mache. Und ihre Äußerung auf der Pressekonferenz, welche letztendlich zu ihrem Rausschmiß beim NDR geführt hat, konnte ich gestern während der Sendung von Johannes B. Kerner leider auch nicht anders verstehen, als so wie sie von den Medien interpretiert wurde. Berechtigt dann auch die Frage, ob das so gemeint war und ob sie es so wiederholen würde. Hier hatte Frau Herman ausreichend Gelegenheit etwas gerade zu biegen. Teilweise hat Sie es meiner Meinung auch getan. Ihre Erklärung, die man sich mühselig zusammensuchte, dass nämlich im Dritten Reich die Mutterwerte pervertiert und nicht zuletzt deshalb durch die 68er abgelehnt wurden, geht vielleicht gerade noch so durch – wenn es auch immer noch sehr eigenwillig ist. Das konnte man aus dem (auch dem langen) Originalzitat beim besten Willen nicht entnehmen. Und ehrlich gesagt, auch ihren vielen, vielen Worten in der Sendung konnte ich nicht entnehmen, was ihre eigentliche Intention ist.
Leider haben auch Kerner und seine Gäste die Erklärung nicht akzeptiert. Besonders Kerner wollte offensichtlich eine Entschuldigung und startete eine peinliche Befragung, bei der Eva Herman nicht bereit war nachzugeben. Klug wäre gewesen, zuzugestehen, dass ihre Äußerung sehr ungünstig formuliert war und gut ist. Hat sie nicht getan, ihr Fehler.
Allerdings frage ich mich, was Senta Berger, die nach eigenen Angaben zu dem speziellen Thema keine Informationen hatte, veranlasste derart arrogant und von oben herab zu reden? Und wer gab Margarete Schreinemakers die Lizenz, zu entscheiden „was geht und was nicht“? Sie hat das „gleichgeschaltet“ nicht erkannt und erst lamentiert, nachdem es der Experte auf den Index setzte. In diesem Teil der Diskussion stimme ich Frau Herman teilweise zu. Sicher wurden damals sehr viele Begriffe verwendet, welche heute negativ belegt sind. Aber das ist – da hat sie Recht – ein Poblem unseres Landes, dass wir sofort berufsbetroffen sind, sobald irgendetwas aus dieser Zeit erwähnt wird. „Gleichgeschaltet“ gehört offensichtlich dazu, mir persönlich war das z.B. nicht bewußt. Wo gibt es eigentlich eine Liste mit allen Worten, die man nicht benutzen darf? Oder wird das bei Bedarf festgelegt?
Googelt man einmal danach scheint es mir jedoch nicht so, dass es auf dem Index der absolut nicht zu verwendenden Worte steht (auch damit hat sie Recht). Hier so einen Zinnober zu veranstalten ist lächerlich. Wenn der Experte sich daran hochzieht und Frau Schreinemakers darob beginnt zu hyperventilieren und wild mit dem Kopf zu schütteln, dann wirft das ein ziemlich mieses Bild auf deren restliche Argumentation. Dass Eva Herman dann die Autobahnen erwähnte war tatsächlich dämlich. Nicht mehr mit dem „Experten“ reden zu wollen, folgerichtig. Warum auch, es war eine inszenierte Demontage – auf die sie jedoch bereitwillig und sehenden Auges eingegangen ist. Eine schwache Vorstellung von allen Beteiligten.
Mario Barth schien das alles übrigens nicht zu interessieren, der freute sich erst, als er wieder Werbung für sein Programm machen durfte.
[Update]
Schöner Kommentar bei Spiegel.de
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