Rendite und Respekt

Da sitzen gestern bei Anne Will der Herr Obermann von de Telekom, der Herr Rüttgers und der Herr Beck und diskutieren über unsere Arbeitsmarktsituation. Das es schon viel besser geworden sei, sagt der joviale Herr Obermann und dass gerade die Telekom sehr viel dafür tut, dass es noch besser wird. Wie das mit den Entlassungen des Konzerns zu vereinbaren ist, konnte er Anne Will nicht so richtig beantworten. Wie er insgesamt vielen Dingen ausgewichen ist. Eigentlich haben alle nur nett vor sich hin geplaudert – ich habe vor Langeweile irgendwann abgeschaltet. Vorher hat er Herr Obermann aber noch ein nettes Sätzen gelassen, bei dem mir klar war, warum es uns in Deutschland nicht besser gehen wird und die Kluft zwischen arm und reich immer größer werden wird.

„Wir haben zuviele unterqualifizierte Arbeitslose“ sagt der Telkom-Mensch. Unter den Langzeitarbeitslosen sind zuviele mit Hauptschulabschluß oder schlechter. Das mag wohl so sein, ich kenne die Statistiken nicht. Und nun seine Lösung: Wir müssen mehr höherqualifizierte Arbeitsplätze schaffen! Damit dann die unterqualifizierten Arbeitslosen mit Bildungsgängen die Qualifikation erlangen können und Arbeit finden! Häh?! Ich will jetzt keinem zu nahe treten, aber ich kenne mich in meinem jetztigen Alter doch. Glaubt denn der Herr Obermann, dass er aus einem 56 Jahre alten ehemaligen Lageristen, der 5 Jahre ohne Job ist, noch einen Dipl.-Ing. macht, der dann noch 2 Jahre arbeitet? Unabhängig vom Lernen wollen ist das auch gar nicht so einfach. Ebenfalls ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, aber es gibt nunmal Menschen, denen fällt lernen leicht und es gibt jene, die sich damit schwer tun. Die können vielleicht etwas anderes sehr gut. Vielleicht hat es einen Grund, dass jemand nicht studiert hat, der außerhalb von „kein‘ Bock“ liegt.

Die eigentliche Lösung für das Problem wurde in der Runde ein paar Sätze vorher schon genannt, aber von allen außer der Kirche, die den Punkt gebracht hat, ignoriert. Wenn man statt einer automatischen Schranke mit einem Kartenleser (die einen Arsch voll Geld kostet) einen Pförtner einstellt, dann hat man einen Arbeitsplatz geschaffen und einen glücklicheren Menschen mehr! Wenn man diesen Menschen statt dessen höher qualifizieren möchte, gibt man ebenfalls einen Arsch voll Geld aus, hat einen unzufriedenen Menschen und immer noch keinen Arbeitsplatz – zumindest keinen, auf dem ein nachträglich geschulter 56jähriger ohne praktische Erfahrung genommen wird.

Dieses Grinsen von Herrn Obermann, als er den Stuß erzählte, hat mich richtig sauer gemacht. Etwas saurer als das zustimmende Nicken von Herrn Beck …

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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