… es geht nicht um’s Schwarzfahren!
Für die Zugfahrt von Passau nach Innsbruck hatte ich die Tickets bereits in Bad Oeynhausen gekauft. Am Schalter. Ja, das kostet 2 Euro mehr – aber ich wollte das Papier in Händen haben und Bock auf unverständliche Automaten und unklare Bahnverbindungen hatte ich auch nicht. Wir sind also morgens in aller Seelenruhe und reichlich vor Abfahrt in den Zug gestiegen, haben die Fahrräder auf den großen Haufen mit den anderen Drahteseln geworfen und uns zu den anderen radreisenden Sardinen in den freien Quadratmeter des Abteils gequetscht.
Nicht alle hatten im Vorfeld die Muße sich um eine Karte zu kümmern. Oder aber sie hätten sie gehabt und wurden morgens aufgehalten, vielleicht haben sie auch nur verpennt. Jedenfalls kam kurz bevor der Zug anrollte noch ein junger Mann angestürmt, der offensichtlich kein Ticket hatte. Zum Automaten bzw. Schalter schaffte er es nicht und daher sprach er den Schaffner (und ich sage Schaffner) an und fragte, ob er ausnahmsweise … „Nein!“. Ich weiß nicht was der Bahnmensch hatte, ob er morgens unwirsch abgewiesen wurde, ob er irgendwas quer sitzen hatte was nicht raus konnte oder ob es einfach seine ätzende Art war. Jedenfalls bedeutete er dem konsternierten jungen Mann, dass eine Karte im Zug lösen 40 Euro kostet. Punkt. Für die Fahrt Passau-München.
Aber er wolle gar nicht schwarzfahren. Er möchte doch eine Karte haben. Lautstark diskutierten die beiden auf dem Bahnsteig – wobei ich mich frage, ob der kartenlose Mensch die Zeit nicht besser mit dem Automaten, statt dem Schaffner vertrödelt hätte. Jedenfalls durfte er nach einigen, eher unfreundlichen Worten kartenlos einsteigen. Im Abteil ging die Diskussion dann weiter während der Zug anrollte. Es ginge nicht darum, Schwarzfahrer zu bestrafen, erklärte der Bahnbedienstete, es ginge darum, dass man vorher Tickets kaufen soll! Währenddessen füllte er Formulare aus und diskutierte und diskutierte. Seine Argumente konnte ich allerdings nichtmal ansatzweise nachvollziehen. Wofür soll so eine Regelung gut sein, wenn man damit nicht die Schwarzfahrer drankriegen will? Jedenfalls bekommt der junge Mann nun noch Post nach Hause – und muß wahrscheinlich nachzahlen.
Sofort danach setzte der Schaffner sein bestes Lächeln auf, wandte sich an die mir schräg gegenüber sitzende Frau, die sich mit ihrem Begleiter lautstark über ihre Familie unterhielt und … verkaufte ihr ohne Diskussion und mit Kußhand ein Bahnticket für einen Anschlußzug!
Sag mal ihr Bahnleute, wollt ihr eure Kunden und Geldgeber mit Ansage verärgern? Entweder ihr verkauft die verdammten Karten im Zug, oder nicht! Wenn jemand noch auf dem Bahnsteig nach einer Karte fragt, dann will der euch nicht bescheißen, der will euch Geld geben. Genau wie die Frau, die eine Karte für die nächste bis zur übernächsten Station kauft. Meine Erfahrung nach 2 Tagen Bahnfahren mit dem Rad ist, dass sobald etwas „außer der Reihe“ passiert, die Bahnmenschen einen Flunsch ziehen, unwirsch und bockig werden. So auch als wir von Gars-Bahnhof nach Simbach wollten, dafür am Automaten in der Pampa 10,60 Euro zahlten und im Zug erfuhren, dass die Strecke ab Marktl gesperrt ist. Da hätten wir doch glatt 2,70 Euro sparen können! Von den 5 Euro für das unnötige Fahrradticket in Nord-Ost-Bayern mal ganz zu schweigen.
Für mich kommt Bahnfahren echt nur im Notfall oder wenn’s überhaupt nicht drauf ankommt in Frage. Bei allen anderen Dingen ist das nervig, ätzend. Allein diese Fahrradabteile … die sind chronisch überfüllt, da vergeht einem die Lust am Reisen. Merkt das bei den Betonköppen keiner? Ist es schwierig, einen weiteren Wagen mit Radmitnahmemöglichkeit anzuhängen? In den anderen Abteilen war zumeist jeder zweite Platz leer. Da ginge durchaus noch was …
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