Lycos-IQ – Ausverkauf von Wissen
Über Wirres bin ich wieder mal auf was aufmerksam gemacht worden. Einer zu Geld gemachten Version des altbekannten „Frage und Antwort“-Spiels, diesmal von Lycos. Neulich habe ich schon mal angemerkt, dass alles schon mal da war und dass es von allem immer Nachmacher und Plagiate gibt. Nicht anders ist es bei dieser Lycos-Geschichte. Die ziehen nur etwas größer auf, was es mit Gutefrage.net schon ein paar Tage – und ich finde übersichtlicher – gibt. Ach guck, Yahoo hat das auch …
Und auch das ist eigentlich schon wieder komplett kalter Kaffee, denn diese Art der Hilfestellung ist wohl die älteste Geschichte, die es im Netz gibt. Existiert auch noch heute und wird von mir täglich genutzt: das Usenet. Für die Klicki-Buntis hat Google von Deja-News seinerzeit die Weboberfläche und das Archiv gekauft und bietet nun unter Google-Groups Zugang zu einer unerschöpflichen Diskussionsplattform. Archaisch geht’s dort zu und pragmatisch und ein wenig rauher, wenn der gleiche Döskopp eine identische Frage in 3 Gruppen gleichzeitig stellt. Gänseblümchen war gestern. Natürlich liest man das idealerweise nicht per Google-Groups, sondern per Newsclient über einen Newsserver.
Im Usenet kann man Fragen stellen und bekommt Antworten. Genau wie bei Lycos-IQ oder Gutefrage. Nur kann man im Usenet zusätzlich noch darüber diskutieren. Und man bekommte *keine* Bonuspunkte und Sternchen, die man sich unter seinen Avatar pappen kann. Damit der neue User gleich sieht was man für ein toller Hecht ist, weil man den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als auf der Plattform zu hocken und zu jedem Dünnpfiff einen nichtssagenden, aber bedeutungsschwangeren Text zu verfassen. Und da man schon 27.345 Punkte hat, traut man sich als Fragesteller gar nicht den Sermon in Zweifel zu ziehen. Das ist im Usenet anders. Dort gibt’s keine Kuschelpunkte. Dort zählt die Antwort. Und wenn die Mist ist, bekommt man das um die Ohren gehauen – oder wird idealerweise komplett ignoriert.
Schade, dass es sowas wie Lycos-IQ (oder Gutefrage) gibt. Einzeiler eingestellt und Einzeiler als Antwort bekommen. Das ist das verbliebene Restwissen. Wie soll man sich aus so einer Müllhalde an Belanglosigkeiten denn noch Wissen aneignen? Tag-Clouds sehen zwar schick aus, ersetzen aber keine hierarchische Struktur. Und vor allen Dingen kontrolliert niemand die Tags. Wildwuchs programmiert.
Der einzige Nachteil am Usenet ist: man kann keine Werbung unterbringen. Damit ist es für einen Anbieter, der eventuell Infrastruktur stellt, komplett uninteressant. Und stirbt. Schade.
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