PCs retten

Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass das „Retten“ von PCs im Freundes- und Bekanntenkreis eine absolut unterbezahlte und -schätzte Arbeit ist? „Kannst Du mal gerade den PC neu machen? Achja, meine Mails brauche ich natürlich, und ICQ und alle anderen Dateien auch. Und die Bilder …“ – zwei Stunden später der Anruf – „’ne Windows CD hast Du doch, oder? Kannst Du mir Office drauf machen?“ … Ja, kann ich alles! Wenn Du mir die Software gibst!

Von mir gibt’s keine Installation von einem dubiosen Medium mehr. Ich kaufe mein Betriebssystem, mein Grafikprogramm, meine Office 2003 Version und sogar meine Musik! Wenn ich dann nach Nachfragen und Reden alles beisammen habe (ich mach’s ja gerne :-) setze ich mich hin versuche rudimentär den ganzen Trojaner, Adware und Virenkack von den Kisten zu schmeißen, kopiere die Mails („Gibt’s da ’n Unterschied? Ach das ist nicht Outlook, sondern Outlook Express“) und Kontakte, suche mir die wild auf den Partitionen verstreuten Dateien zusammen („Ich speicher das da ab, wo’s mir das Programm vorschlägt!“), sichere alles bei mir im Netz und richte die Platte neu ein.

Dann erstmal die Installation anschmeißen und ’ne halbe Stunde später fluchend die nicht vorhandene Treiber-CD zum Mainboard nicht finden und Treiber aus dem Netz zusammen klauben. Dann sich das System updaten lassen – Dank an Microsoft, dass nur Drölf Updates einzeln installiert werden müssen und einen Reboot erfordern. Die anderen 87 Updatepakete laufen dann auch fast ganz alleine durch und erfordern nur ab und an einen anstoßenden Klick auf „Ja, ich bin mit den Lizenzbestimmungen einverstanden“ – so ungefähr alle 27 Minuten. In den 6 Stunden und 43 Minuten, die ich bis jetzt auf meinem alten Bürostuhl zwischen dem Installationsplatz und meinem Rechner hin und her gerollt bin, hätte ich ja sonst auch gar nichts anderes mit mir anzufangen gewusst. Den Teppichboden muß ich mal neu machen, der hat schon Wellen …

Irgendwann sind die 231,56 MB geladen – wie schön, dass ich DSL6000 habe – und ich kann die ganzen ranzigen Dateien wieder zurück spielen. Natürlich diesmal geordnet. „Eigene Dateien“ in eine extra Partition und die Registry dorthin verbogen. Damit’s beim nächsten Mal einfacher ist. Dann Internet einrichten … äh … einrichten? Hast Du keinen Router? „Wieso Zugangsdaten? Ich hab‘ immer nur da auf den blauen Ball geklickt. Ich brauchte *nie* Zugangsdaten!“ – Schluck! – Gut dass ich da Arsch bin, geht doch nichts über ’nen schönen Schreck. Natürlich habe ich vorher die Zugangsdaten ausgelesen ;-) Habe ich wenigstens noch ’ne halbe Minute Spaß gehabt.

Macht summasumarum fast einen ganzen kompletten richtigen Arbeitstag um die alte Karre wieder zu polieren. Beim Schrauber im Laden drückt man dafür schonmal 250 Tacken ab. Und der macht das nicht so, dass es nach dem Einschalten wieder aussieht wie vorher, nur jetzt in glänzend und ohne Viren und Hängen. Da ist nur Windows drauf und sonst nix, deswegen kosten die 45 Minuten fdisk mit setup.exe anklicken dort auch nur 250 …

„Danke, das macht Dir doch Spaß, Andreas.“ – Ja, klar, mach‘ ich doch gerne. Hier ist meine Wishlist.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „PCs retten

  1. Das kenne ich. Der Satz ‚Sven, du kennst dich doch mit Computern aus, oder?‘ ist immer ein Zeichen das da Arbeit und dumme Fragen kommen. Außer Spesen nix gewesen…
    Als jemand der sich mit PCs auskennt ist man der KFZ-Mechaniker des 21ten Jahrhunderts. Früher war es immer gut wenn man jemanden kannte der sich um die kleineren Wehwehchen Autos kümmern konnte. Da man bei den heutigen Autos kann ja kaum noch etwas selber machen kann, sind jetzt die KFZ-Mechaniker fein raus und haben abends Freizeit. Da setzten sie sich dann vor den PC und wenn sie Fragen haben…

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