Ehrenmord?
Was für ein verqueerer Begriff. Wo ist denn die Ehre bei einem Mord? Es ist schon menschenverachtend dieses Wort überhaupt zu benutzen und damit einen Mord zu bezeichnen.
aus dem dpa-Newsticker:
Berlin (dpa) – Der junge Berliner Türke, der seine Schwester im Namen der Familienehre erschossen hat, hat eine hohe Jugendstrafe erhalten. Das Landgericht Berlin verurteilte ihn zu neun Jahren und drei Monaten. Die beiden mitangeklagten Brüder wurden freigesprochen. Der Todesschütze war zur Tatzeit im Februar letzten Jahres 18 Jahre alt. Nach Ansicht des Gerichtes stieß der Lebensstil der 23-jährigen Deutsch-Türkin Hatin Sürücü in der Familie auf Ablehnung. Die Union im Bundestag forderte «Null Toleranz» bei Verbrechen dieser Art.
Da will die Schwester partout nicht den zugedachten Mann heiraten, sondern sich lieber – wie zur Zeit an allen Stellen von den Politikern und den Medien gefordert – in Deutschland integrieren und ein Leben führen, wie Du und ich. Prima, solche Menschen wollen und brauchen wir.
Nur der „Familie“ mißfällt das. Das kratzt an der Ehre. Also muß die Schwester weg. Natürlich hat sich das, das jüngste Bürschchen der Sippe ganz alleine ausgedacht. Und niemand wusste davon. Kopfschuß für die Schwester. Dafür bekommt er 9 Jahre und nach der Hälfte wird er mit abgeschlossener Berufsausbildung auf Staatskosten wegen guter Führung entlassen. Die beiden Brüder wussten von der Sache gar nichts und sind komplett unschuldig.
Möchte das Gericht mit diesem Urteil den richtigen Weg zu einer erfolgreichen Integration aufzeigen? Ist es gewollt, dass wir uns hier die Sitten und Gebräuche zu eigen machen, die es erlauben einfach mal so uniebsame Familienmitgieder zu netsoregn? Dieses Urteil sagt doch den jugendlichen Rütli-Schülern: „Seht her! Ihr habt Recht! Macht weiter so!“ Ich könnte kotzen!
In Deutschland wird ständig von Integration geredet. Kulturkreise, die es als normal ansehen, ihre weiblichen Familienmitglieder wegen einer anderen Meinung umzubringen, haben hier absolut gar nix verloren. Wenn hier im Namen der zweifelhaften Ehre gemordet wird und das auch noch auf dem gleichen Niveau geahndet wird, wie es die Unterhaltungsindustrie gerne für die verrauschte Kopie eines Kinofilms hätte, dann darf man sich doch nicht wundern, wenn Lehrer an Schulen um deren Schließung bitten.
Mit diesem Urteil hat das Gericht eindrucksvoll gezeigt, warum Integration nicht funktioniert. Weil die, die integrieren wollen, gemeuchelt werden und der Staat die Hand darüber hält.
Das Gericht hat den Fall nach dem Gesetzestext gelöst. Nicht mehr, nicht weniger. Es wäre allerdings wünschenswert gewesen, darüber hinauszugehen und das Problem der Integration verschiedener Kulturkreise miteinzubeziehen. Das ist leider nicht geschehen. Und solange in der Hinsicht politisch nix passiert, werden wir weiter auf ein Urteil warten müssen, daß sich der Sache als solcher annimmt.