Meinungsäußerung vs. Firmeninteresse

Vor knapp zwei Jahren wollte mich ein Kinobetreiber wegen Verleumdung und Geschäftschädigung verklagen. Ich war in Panik, habe meine Seite offline genommen, hatte keinen Bock mehr. Nach 15 Minuten bei einem Anwalt, war dann aber alles wieder gegessen. Vom Kinobetreiber habe ich nichts mehr gehört.

Von daher kann ich Moni, wenn sie jetzt ein wenig unsicher ist, auch wenn sie sich nun für eine Richtung entschieden hat. Stein des Anstoßes war eine Veröffentlichung der Geschichte einer Freundin, die bei Transparency International Deutschland e.V., einer Gesellschaft die gegen Korruption vorgeht und eigentlich von der Sache her einen ordentlichen Eindruck macht, gearbeitet hat und unter (der Geschichte nach) eher unschönen Umständen gekündigt wurde.

Diese Veröffentlichung an sich ist weder besonders gelungen noch fände ich es als Firma richtig lustig wenn meine Internas veröffentlicht werden. Auch wenn moralisch vielleicht fragwürdig gehandelt wurde. Allerdings ist es meiner Meinung (und offensichtlich auch der Meinung vieler Juristen nach) nicht verboten diese Tatsache zu erwähnen. Merkwürdig ist es dann, wenn der Ethikbeauftragte dieses Unternehmens plötzlich Laut gibt und in immer drohenderem Ton verlangt erst das ursprüngliche Posting und nun alle den Vorgang betreffenden Postings und Kommentare zu löschen.

Das ist hochgradig albern und ich kann mir beim allerbesten Willen keine Rechtsgundlage für dieses Gebaren einer a) Gesellschaft die gegen Korruption und Sumpf vorgeht und b) eines Ethikbeauftragten vorstellen. Seit wann darf man sich den Mund verbieten lassen, wenn man nur Tatsachen erwähnt? Ich gehe davon aus, dass Moni hier nichts erfunden hat. Die Wellen schlagen inzwischen auch ziemlich hoch und ich hoffe und gehe davon aus, dass Transparency International Deutschland e.V. ordentlich zurück gepfiffen wird.

Man hätte über den ganzen Vorgang einfach reden sollen. Ein Anruf, eine freundliche Bitte das doch nicht mehr zu veröffentlichen und ich bin überzeugt, Moni hätte das gelöscht. Ich hätte es getan. Aber so zu drohen weil man wahrscheinlich davon ausgeht, dass die Bedrohte sich nicht wehren kann – Monis persönliche Verhältnisse sind inzwischen ja kein Geheimnis mehr – ist unter aller Sau. Vor allen Dingen für einen Verein mit diesem Geschäftszweck. Pfui!

Vielleicht sollten da mal einige Leute ihre Hausaufgaben machen. Am besten mit der eigenen Definition anfangen:

Nach der Definition von Transparency International ist Korruption der Missbrauch von anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil. Das Wort Korruption stammt von dem lateinischen Wort corrumpere und bedeutet verderben, vernichten, bestechen.

Wer hier wohl Macht zum eigenen Vorteil (Unerkanntlassen der eigenen moralisch fragwürdigen Methoden) benutzt?

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Meinungsäußerung vs. Firmeninteresse

  1. Völlig off topic: Interna sind schon Mehrzahl, da bedarf es keines weiteren ’s‘ mehr. Mehr dazu hier. Und auch bei Nebensätzen darf weiterhin Komma gesetzt werde… ;-)

    Das nur so am Rande. Das Thema (nicht die Rechtschreibung, sondern dieTI-Sache) bringt Dich echt auf die Plame, oder?

  2. Ja, es regt mich schon ein wenig auf. Hauptsächlich weil ich vor zwei Jahren eben selbst so ein (vermeintlicher) David war. Da wird mit ganz großen Kanonen gedroht, obwohl nichts dahinter steckt. Das ist das Problem.

    Ich hatte damals ein echt beschissenes Wochenende und kann mir ziemlich genau vorstellen, was Moni nach Erhalt der ersten Mail für ein Gefühl hatte. Naja, vielleicht ein bißchen.

    Weiterhin habe ich oft wirklich Sorge, dass von irgendwo jemand hergekrochen kommt und mich wegen der falschen Mülltonnenfarbe abmahnt. Das scheint doch wirklich ein Anwaltssport zu sein. Es reicht doch schon, bei ebay das falsche Angebot einzustellen.

    Und hinter dem ganzen Gebaren liegt was genau: nichts! Nur den Kleinen hat’s wieder mal getroffen. Man lässt sich bei vielen Dingen viel zu sehr einschüchtern.

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