Kinoplex – gibt’s das auch in scharf?
Dieser Brief geht Montag auf die Reise. Wahrscheinlich passiert gar nix, aber wenn niemand den Mund aufmacht, gibt’s nicht mal die Chance auf Verbesserung!
KPE Multiplextheater GmbH & Co. KG
KINOPLEX.DE
– Geschäftsführung –
Postfach 106166
40859 Ratingen
7. Januar 2006
Ihr Kino in Bad Oeynhausen
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich gehe häufig ins Kino. Nicht mehr so oft wie noch vor ein paar Jahren, als 70 Besuche üblich waren. Der Nachwuchs, das eigene Haus und nicht zuletzt die mangelnde Qualität der „Ware“ sind Gründe dafür. Zum einen wird einfach nur Mist produziert – das ist nicht Ihr Ressort – zum anderen sind die Vorführungsbedingungen suboptimal. Beispielhaft ein kleiner Bericht der gestrigen „Jarhead“ Vorstellung im Saal 4 im Kinoplex Bad Oeynhausen:
Am 06.01.2006 besuchte ich die „Jarhead“ Vorführung im örtlichen Kinoplex. Leider musste ich zweimal den Saal verlassen (und das obwohl ich Mitte/Mitte saß), um das Personal zu bitten, den Film scharf zu stellen.
Beim ersten Mal sagte mir der Junge am Eingang, dass wäre so gewollt. Viele Filme würden ja heute schon so unscharf gedreht. Nachdem ich ihn darauf hinwies, dass mir der Unterschied zwischen „körnig“ und „unscharf“ geläufig sei, versprach er, den Vorführer zu informieren.
Nach 20 Minuten Warten und anstrengenden Versuchen die Zeiteinblendungen am unteren Rand zu lesen, gelang es mir draußen den (ich nehme an) stellvertretenden Leiter zu sprechen, der mir zusammen mit dem Vorführer im Saal bestätigte, dass das Bild so völlig OK sei.
Nun hat mein letzter Augentest auf beiden Augen 100% Sehkraft ergeben. Und ich habe schon mal sowohl einen scharf eingestellten Film, als auch einen unscharfen gesehen und bilde mir ein, den Unterschied zu erkennen. Wenn der Regisseur das so gewollt hat, dann frage ich mich, warum er z.B. die Texteinblendungen auch unscharf wollte? Und natürlich ist mir durchaus das Stilmittel der Handkamera in dem Film bewusst, wenn z.B. eine Reporterin im Film ihren Beitrag über die Soldaten dreht. Das soll natürlich so aussehen.
Ist das nur bei der Kopie/dem Kino hier so gewesen und der Film wird anderswo korrekt vorgeführt? Ich befürchte nicht, denn ich muss in Ihrem Kino desöfteren darum bitten, die Schärfe des Films zu justieren. Manchmal klappt das, manchmal nicht. Und inzwischen habe ich auch von Besuchern anderer Kinos gehört, dass der Film dort absolut scharf und crisp präsentiert wurde. Ich gehe also davon aus, dass Ihr Personal mich entweder auf den Arm nehmen wollte, oder aber nicht in der Lage ist, die Arbeit fachgerecht zu erledigen.
Im übrigen mussten wir, bevor wir uns in die mit Panzertape reparierten und mit Brandlöchern versehenen Stühle setzen konnten, zunächst die Popcornreste der vorherigen Vorstellung entfernen.
Und für so eine indiskutable Vorstellung bezahle ich dann 8,40 Euro, weil ein Film über 120 Minuten „Überlänge“ hat. „Jarhead“ läuft laut Verleih 122 Minuten. Der Film begann nach 20 Minuten Werbung um 20.35 Uhr und wir haben um 22.29 Uhr während des Abspannes den Saal verlassen. Soviel zu Überlänge …
Ich kann die von Ihnen verlangten Preise nicht nachvollziehen, da gerade in diesem Kino die Qualität der Vorführungen meiner Meinung nach der gebotenen Leistung in keiner Weise angemessen ist. Ich besuche doch das Kino um den Film zu genießen. Spratzelnder, knacksender Ton, zusammenbrechen der Tonkulisse auf den Center und unscharfes Bild sind ständige Begleiter im Kinoplex.
Ich bin vielleicht ein wenig anspruchsvoller als die meisten Ihrer Gäste, die den Kinobesuch nur noch als Überbrückung der Zeit zwischen McDonalds und der Öffnung der Disco sehen und während des Films telefonieren oder SMS schreiben. Diese Gäste beschweren sich auch nicht, wenn in Saal 8 der Cache 3 Monate lang kaputt ist und nicht herunter fährt. Denen ist auch egal, wenn in den „Chroniken von Narnia“ eine Pause gemacht wird (der Film ist ja nun wirklich nicht lang!). Aber ich denke doch, dass Ihnen auch etwas anspruchsvollere Kunden am Herzen liegen und Sie Wert darauf legen, dass Ihr Kino einen guten Ruf hat. In meinem Bekanntenkreis kann ich das jedenfalls nicht beobachten.
Vor einer Preview der „Fantastischen Vier“ im Kinoplex standen 2 „Aufpasser“ des Verleihs vor dem Saal und „drohten“ mit einer Durchsuchung. Ihnen ist sicher bekannt, dass Durchsuchungen in Deutschland nur die Polizei vornehmen darf und nicht irgendwelche kahlrasierten Gorillas. Zudem wird mir regelmäßig ein „Raubkopiererspot“ der Kampagne „Hart aber Gerecht“ vorgeführt. Was soll das? Ich habe doch gerade eine große Menge Geld investiert, um mir den Film im Kino anzusehen.
Mir wurde erklärt, dass der Verleih die Vorführung dieser Spots vorschreibt. Nun, ich lasse mich ungern veralbern. Es ist durchaus so, dass keine derartigen Vorschriften existieren. Immerhin gibt es genug Kinos, die diese Spots ihren Kunden nicht zumuten und sie entfernen.
Fazit: Sie werfen mir potentiell kriminelle Energien vor, Sie wollen mich durchsuchen und Sie präsentieren mir dann eine unscharfe Vorstellung mit oftmals schlechtem Ton und lügen mich auch noch an.
Wie gesagt, ich gehe gern ins Kino und Ihr Kino liegt 10 Fußminuten von mir entfernt. Eigentlich ideale Bedingungen. Leider werden mir viele, viele Vorstellungen durch solche Kleinigkeiten vergällt. Es ist jedes Mal nur ein bisschen, aber in der Summe wirkt das dann sehr unerfreulich. Und wenn dann so etwas wie gestern abend passiert, dann frage ich mich, ob ich dafür in Zukunft bereit bin soviel Geld zu investieren.
Ich möchte mit diesem Brief keine Freikarten „abgreifen“ oder eine Entschädigung verlangen! Ich möchte, dass ich eine technisch hochwertige Vorstellung zu realistischen Preisen bekomme. Und ich möchte einfach mal Laut geben, dass ich mit dem Gebaren der Filmindustrie in keinster Weise konform gehe. Die Leute gehen nicht weniger ins Kino, weil sie den Film aus dem Internet herunterladen, sondern aus den Gründen, die ich Ihnen gerade geschildert habe!
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Edler
Guter Brief! Bin schon auf die Fortsetzung gespannt…
Dieser Brief fasst die gesamte Misere unseres geliebten Multipex Kinos wunderbar zusammen.
Auch meine Beschwerden (sowohl e-mails als auch persönliche) werden leider von den Mitarbeitern regelmäßig ignoriert. Man könnte seitenlange Word-Dokumente mit Pannen und Unzulänglichkeiten des Kinos füllen.
Besonders die Saal 8 Problematik, immerhin das Aushängeschild des Kinos, ist geradezu eine Unverschämtheit. Vor allem wenn man bedenkt, dass die neue Leinwand schon seit Monaten bereit liegt.
Aber ich schreibe mich schon wieder in Rage. Werde mal schauen, ob sich demnächst was ändert.
Ich bin wirklich gespannt auf die Reaktion zu diesem Brief. Ich habe mich eine Zeit lang auch mal regelmäßig beschwert aber die Qualität der Vorstellungen wurde einfach nicht besser. Und egal ob man es im Kino tat oder via e-Mail es kam eigentlich zu keiner Reaktion. Bis auf einmal…
Und zwar bezog sich meine Beschwerde auf die Sneak Preview des Films „Jeepers Creepers“(Ist also schon einige Zeit her, aber es zeigt die nicht vorhandene Liebe zum Medium Kino). In der Vorstellung wurde der Film von einem McD-Werbespot unterbrochen (!!!). Zum einen sowieso eine Frechheit einen Film mit Werbung zu unterbrechen, zum anderen auch noch äußerst geschmacklos ausgerechnet einen McDonalds Spot zu verwenden in einem Film, in welchem ein Monster Menschen verspeist. Da auf früher geschriebene Beschwerden stets keine Reaktion kam spielte ich mit dem Gedanken in diesem Zusammenhang auch eine Mitteilung an McD zu senden, denn denen hätte es sicher nicht gefallen ihre Werbung in diesem Film platziert zu sehen…leider habe ich es damals vergessen.
Die Beschwerde ans Kinopolis (wie es damals ja noch hieß) wurde ausnahmsweise via elektronischer Post beantwortet. Man klärte mich darüber auf das es sich mit dem Werbespot um einen „Versuchsballon“ handelte und in anderen Kinos so etwas auch getestet würde und die Zuschauer so etwas schätzen würden. Ich fühlte mich ganz schön verarscht und meine Rückantwort blieb dann ohne Reaktion.
Im Folgenden bleib ich dem Kinopolis einige Wochen fern, doch als Kinoliebhaber wird es einem dann doch auf die Dauer zu teuer jedes mal nach Bielefeld zu juckeln wenn man einen ordentlichen Film sehen will. So gehe ich jetzt immer noch ins Kinoplex.de, aber die regelmäßigen Beschwerden habe ich aufgegeben…
Jetzt, wo ich diesen Kommentar schreibe, kommt mir die Idee sich eventuell mal an die Verleihfirmen zu wenden und diese auf die mißlichen Zustände im Kinoplex.de hinzuweisen. Vielleicht bringt es ja etwas, wenn diese dem Kino etwas auf die Finger schauen…
Aber halt du uns bitte auf dem Laufenden was deinen Brief angeht.
Gruß Marc
Sehr guter Brief!
Wenn man von den Anfangsschwierigkeiten damals mal absieht ist es dort nicht wirklich viel besser geworden.
Einige meiner Highlights waren:
– Die ersten Minuten bei Star Wars II ohne Ton
– ca. 15 Minuten von Arac Attack in Mono (gerade in den spannendsten Actionszenen)
– und auch wie mein Vorredner, der McDonalds Werbespot in Jeepers Creepers.
Ich hoffe wirklich mal auf Besserung im Kinoplex! Bis das Preis/Leistungsverhältnis wieder stimmt findet man mich im „kleinen Kino um die Ecke“ wo man mich mit Namen begrüsst…