Kündigung "Stereo"

Heute habe ich mein viele Jahre altes „Stereo“ Abo gekündigt. Als Begründung schrieb ich dem Verlag folgenden Text:

Ich bin seit vielen Jahren Abonnent Ihres Magazins. Früher habe ich mich auch immer auf die jeweils neueste Ausgabe gefreut und diese von vorne bis hinten durchgelesen. In den letzten Monaten – fast schon Jahren – ist es jedoch so, dass sich mir meist schon beim Ansehen des Inhaltsverzeichnisses die Fußnägel kräuseln. Da werden jedesmal neue Mittelchen angepriesen, die den Klang noch einmal um Quantensprünge verbessern. Steckdosen, Klemmen, von Jungfrauen besprochene Tinkturen bei Mitternacht auf CDs geträufelt, abartige Gummimischungen als Füße unter meterdicken Regalen. Herrje, hatte man den früher nur Schrott im Wohnzimmer stehen?

Wie kann sich der Klang jedesmal so gewaltig verbessern?
Vor allen Dingen durch welch wundersame Mittelchen? Bei jedem zweiten Artikel gucke ich erstaunt (zuletzt nur noch genervt) auf den Kalender und frage mich, ob den schon wieder April ist. Dazu werden diese Wundertüten auch noch zu Preisen verhökert, bei denen die Verkäufer wahrscheinlich schon wunde Schenkel haben –vom vor Lachen drauf klopfen.

Das gepaart mit der nicht nachvollziehbaren Verneinung neuer Techniken, macht mich jedesmal traurig und wütend zugleich, soviel Geld für ein solches Magazin ausgegeben zu haben. Ich höre selbst fast ausschließlich über zwei Lautsprecher, kann aber nicht begreifen, warum sie so oft so deutlich das „Stereo“ hervorheben und unterschwellig gegen Mehrkanal wettern. Auch die Behandlung digitaler Speicherungsformate – ich erinnere mich mit Grinsen an einen Test, bei dem eine CompactFlash Karte besser geklungen haben soll, als dasselbe Stück von einer CD – macht mich oft den Kopf schütteln.

Alles in allem ist Ihr Magazin einfach nicht mehr meins. Früher wurden Geräte besprochen, die interessant waren und die ich mir auch leisten konnte – an dieser Stelle ehrlich gemeinten Dank für den Test meines immer noch im Einsatz befindlichen Yamaha AX 570. Ich werde mir jedoch leider nie einen 10.000 Euro CD-Player kaufen können … und wollen.

Kurz: „Stereo“ ist mir deutlich zu abgehoben, driftet, statt technisch versiert zu berichten, immer mehr ins Esoterische ab und verliert dabei völlig die Praxisnähe aus den Augen. Das mag ich nicht mehr lesen und schon gar nicht finanzieren.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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