Raubkopierer?

Gerade lese ich in der Mittagspause einen Artikel in der Lokalzeitung, in welcher sich „die Musikindustrie“ mal wieder über die bösen Raubkopierer auskotzt und diese als das alleinige Übel und die Wurzel der rückläufigen Verkaufszahlen anprangert. Nicht nur der gemeine Tauschbörsennutzer ist inzwischen im Visier der verwirrten Plattenbosse, nein es werden jetzt auch Breitseiten gegen unbescholtene Kirchenchorleiter geschossen, weil diese unrechtmäßigerweise Notenblätter kopieren! Ja sag einmal, die sind im Namen des Herrn unterwegs!

Es muß wirklich schlimm bestellt sein um die Nutznießer der Plattenverkäufe, wenn bereits solch abstruse Konstruktionen gebildet werden. Ja natürlich stimmt es, das es zigfache Kopien von CDs gibt. Aber früher hat man sich den Müll halt auf Kassette aus dem Radio aufgenommen, wenn Mal Sondock seine Hitparade zelebrierte. Und diese Kassette wurde auch an zig Freunde weiterkopiert. Es hat sich also schlicht *nichts* geändert.

Doch halt, das stimmt nicht, etwas hat sich geändert. Und zwar die Masse der auf den Markt geworfenen „Künstler“ und „Lieder“ – Verzeihung – „Tracks“. Im 4/4 Takt werden in hyperfluiden Castingshows Nichtskönner und Antisänger zu „Superstars“ hochstilisiert, die natürlich alle mindestens zwei Alben und 10 Single-Auskopplungen an den Mann/die Frau bringen sollen. Allein, wer will den Scheiß denn hören? Da kopiert man sich doch womöglich lieber vom Freund eines Freundes den Tonträger, merkt dass das unerträglicher Müll ist und läßt den Rohling in der Ecke verstauben oder wirft in gar gleich in die Tonne. Natürlich erscheint dieser Rohling in der dubiosen „Raubkopiererliste“. Früher wäre dieser Tonträger einfach nicht verkauft worden und die „Bosse“ hätten sich wahrscheinlich überlegt dem Trottel nicht noch mehr Müll zusammen zu schreiben und ihn zu vergessen.

Ich habe sicher an die 600 CDs im Regal stehen und bin damit auch ganz sicher weit über dem Durchschnitt der bundesdeutschen Musikhörer. Ich zeige durch diese Anzahl der Musikindustrie doch meine Bereitschaft, durch Konsum ihre Taschen zu füllen. Aber wen bestraft diese Industrie durch nicht abspielbare „CDs“? Wem wird es schwer gemacht, sich einen Sampler aus seinen Platten für das Auto herzustellen? Mir! Der ich der Industrie bereitwillig mein Geld anvertraue und dafür billig produzierten Ramsch bekomme. Den Raubkopierer interessieren doch solche „Kopierschütze“ nicht. Im Zweifel ist eine analoge und nachträglich wieder digitalisierte Kopie so schlecht nicht. Und bei der Dynamik, die eine 08/15 Bravo-Hits CD bietet, ist klanglich eh kein Staat zu machen. Der Raubkopierer freut sich also über eine einwandfreie CD und ich als rechtschaffener *Käufer* stehe doof da und werde in plumpen Anti-Kopier-Werbespots auch noch kriminalisiert!

Ja haben denn die Verantwortlichen Manager der Plattenindustrie (für die Filmbranche gilt das im übrigen genauso!) allesamt einen an der Klatsche? Muß man wirklich auf seinen Stirnlappen verzichten, um Entscheidungen in dem Metier treffen zu dürfen? Produziert hochwertige, einwandfrei abspielbare und vor allen Dingen nicht überteuerte CDs/DVDs und ich renne mit offenem Portemonaie in die Kaufhäuser um meine eh schon große Sammlung an Musik und Filmen (alle Original!) weiter zu vergrößern.

Aber wenn ich mir im Kino ansehen muß, wie mein Sohn allein aufwächst, weil ich mir aus meinen CDs einen Sampler für’s Auto gebrannt habe, dann kann mir doch wirklich jeder gestohlen bleiben, der von mir 18 Euro für eine CD verlangt, auf der im Zweifel solche Heuler wie Küblböck und Klaws meine Trommelfelle strapazieren.

Viele Grüße

Andreas (echt angepisst)

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Raubkopierer?

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