Kroatien 2012 – Solaris
1980 war ich mit meinen Eltern das erste Mal in Kroatien. Ich glaube in 1986 dann zum letzten Mal. Unsere Flitterwochen haben wir ebenfalls auf demselben Campingplatz verbracht und vor zwei Jahren waren wir das erste Mal mit dem Nachwuchs dort unten. Allerdings in einem Appartment.
Letztes Jahr haben wir extra ein Auto gekauft, welches den Wohnwagen auch über die Kasseler Berge und durch die Alpen ziehen kann. Anfang August war es dann soweit :-)
1. Woche
Seit Tagen schon kann ich nicht ruhig schlafen, weil ich mir Sorgen mache, dass das Gespann nicht läuft. Der Volvo war vor dem Hymer Eriba Nova völlig problemlos. Und das obwohl er leichter als der Yeti und mit der Tieferlegung auch alles andere als ein Zugfahrzeug war. Aber darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht und bin einfach gefahren. Warum ich jetzt bei dem neuen Skoda so hibbelig war, weiß ich gar nicht. Mindestens eine Nacht habe ich jedenfalls schlaflos vor dem Rechner verbracht und habe in Foren und Anleitungen gestöbert, um zu verifizieren, was ich eigentlich sowieso wusste: es wird kein Problem.
Am 02.08. um 4.25 Uhr riss mich der Wecker mit der Radiofunktion aus dem Schlaf. Auf geht’s. Wir hatten in den beiden Tagen vorher schon soviel gepackt, wie sonst noch nie. Nicht mengenmäßig – da hatten wir diesmal kaum was mit – aber es war schon alles verstaut. Wir mussten nur noch den Wagen vor den Hänger packen und ab. Da wir den Hymer am Vorabend bereits in Position gerückt hatten, war das eine Sache von 5 Minuten. Mein Vater meinte abends noch, die Reifen hätten zu wenig Luft und daher führte uns der erste Schlenker zur Tanke, an der ich mich vergewisserte, dass alles so war, wie ich dachte: bestens. Trotzdem noch 0,3 bar zugelegt, dann schwimmen die Reifen nicht so. Nun aber auf die Autobahn. 1.218 Kilometer liegen vor uns. Vor zwei Jahren waren wir dafür ca. 21 Stunden unterwegs, weil wir eigentlich nur im Stau standen oder Stop & Go fuhren.
Heute morgen lief aber alles nach Plan. Der Wagen schnurrte, der Hänger lief wie auf Schienen. Kaum Lastwagen unterwegs und nach nichtmal 2 Stunden habe ich die auch alle lässig überholt. Dank frischer 100 Km/h Zulassung auch noch völlig legal. Dabei ist mir aufgefallen, dass die LKW wirklich alle konstant 87 – 89 Km/h fahren. Das mal einer mit über 90 unterwegs war, kam echt selten vor. Auch Elefantenrennen haben wir nicht ein einziges Mal beobachtet. Total entspannt. Das Navi zeigte beständig irgendwas zwischen 17 und 18 Uhr als Ankunftszeit an – in Kroatien wohlgemerkt. Wir haben die Kilometer nur so gefressen. Der Yeti lag wie das sprichwörtliche Brett. Kein Schlingern, kein Schaukeln und die 160 PS haben uns die Kasseler Berge mit locker 85 Km/h im vierten Gang hoch gezogen. Runter war ich vorsichtiger ;-) Da sollte man schon Respekt haben, ich bin im Urlaub und nicht im Rennen.
Aber die ganzen Sorgen, die ich mir im Vorfeld gemacht hatte von wegen zu kurzer Radstand, zu leicht, zu wenig Hubraum, alles Makulatur! Der Skoda Yeti ist ein 1a Zugpferd und war mit den 6,98 Metern des Eriba 545 zu keiner Zeit überfordert. Als wir so langsam auf München zusteuerten hat das Navi aus inzwischen 17:45 Uhr Ankunftszeit plötzlich 19:38 Uhr gemacht. Auf der eigentlichen Route hatte sich die angezeigte Stauzeit auf fast eine Stunde summiert und wir wurden umgeleitet. Naja, was soll’s, ich fahre lieber als bei bestem Sonnenschein im Stau zu stehen. München wurde umfahren, Salzburg kam und ging und schwupps waren wir auch schon bei Villach. Es war erst 20 nach 19 Uhr … natürlich hatten wir zwischendurch Pausen eingelegt und ich habe auch nie geglaubt, am selben Tag noch in Kroatien zu sein. Ein bisschen kaputt war ich schon und daher haben wir auf der letzten Raststätte vor Slovenien angehalten und den Hänger aufgebockt.
Alex hatte zu Hause Brötchen geschmiert, Kuchen gebacken und an der Raststätte habe ich noch einen Eis-Espresso für Alex, einen Almdudler für Tim und ein Heinecken für mich gekauft. Die Stühle auf den Rasen gestellt und – zack – erster Urlaubsabend mit Alpenpanorama. Wir waren auf der Raststätte nicht die Einzigen, die es sich so gemütlich gemacht haben. Nur die Polizei hatte was zu meckern, weil mir unseren Gespannen diagonal auf den Parkplätzen standen und so immer 6 Plätze auf einmal belegten. Wenn wir – wie von den Uniformierten vorgschlagen – vorschriftsmäßig eingeparkt hätten, stünden die Gespanne vorne und hinten ca. 1 1/2 Meter auf der Fahrbahn. Das sind Profis, die sich sowas ausdenken. Oder die Unwissenden, die solche Parpklätze planen. Gegen halb 10 war’s dann endgültig zu dunkel, um draußen noch zu lesen und wir haben uns in den Wohnwagen begeben. Völlig unerwartet habe ich bis halb 6 Uhr morgens durchgeschlafen.
Kurz an der Tanke die Haare gerichtet, einen Schluck Cola getrunken, eins der Brötchen gegessen und um 6 waren wir schon wieder auf der Bahn, die letzten 3 Stunden runter reißen. Da habe ich dann auch gesehen, wie es aussieht wenn ein Wohnwagen schlingert. Als wir in Slovenien eine der vielen kleinen Strecken bergauf fuhren, war vor uns ein Bürstner-Caravan hinter einem 3er Kombi. So wie der unterwegs war, wäre ich in Veltheim schon wieder von der Autobahn abgefahren und hätte was an der Beladung geändert. Meine Fresse war der mit dem Heck am wedeln, das muss der doch gemerkt haben. Wir sind eine zeitlang hinter ihm her gefahren, aber am nächsten Berg bin ich vorbei gezogen. Der war mir zu langsam und auch zu sehr am wackeln.
An der Grenze von Slovenien zu Kroatien mussten wir diesmal gar nicht warten, kein Stau, nichts. Den Berg hoch in Koper konnten wir einfach so rauf rauschen … super. Dann noch 4 – 5 Kurven und schon sahen wir das Meer bei Novigrad. Tim war am Jubeln und ich zufrieden, dass nichts passiert ist. Den Weg kannten wir nun schon sehr gut und das Navi war überflüssig. Rechts runter zu Lanterna und Solaris und dann in der Anmeldeschlange angestellt – ganz vorne. Es klappt aber auch alles! Wir haben Stellplatz 389, wir können vom Frühstückstisch aus das Meer sehen und das neue Waschhaus ist 10 Meter hinter unserem Wohnwagen. Es ist alles bestens und wiegt bis jetzt den absolut verkorksten Sommerurlaub des letzten Jahres auf!
Zu allem Überfluss knallt die Sonne nur so vom Himmel, es weht und kühlt, das Meer hat einen Meter hohe Wellen und ist trotzdem klar. Und das Vorzelt stand nach einer halben Stunde schon. Wir sind im Urlaub! Haben natürlich sofort gebadet und am Abend ging’s zum Grill Galeb, um uns zu stärken. Das Essen war günstig und in Ordnung, aber Alex hatte das gleiche Gefühl wie ich vor 2 Jahren an dem weiter zum Ende des Campingplatz gelegenen Grills: die Erinnerung verklärt ein wenig.
Der erste Urlaubstag ist vorbei. Das kann was werden.
Es ist knallewarm und trocken. So trocken, dass die Campingplatzbetreiber die Duschen am Strand abgestellt haben und darum bitten, doch die Duschen in den Waschhäusern zu benutzen. Wahrscheinlich geht am Strand durch den Wind einfach zu viel Wasser verloren. Ein bisschen blöd ist das, wenn man wirklich im Meer war und sich danach nicht das Salz aus den Augen spülen kann. Bei mir brennt das dann immer wie Feuer, auch wenn ich eigentlich nie ohne Taucherbrille ins Wasser gehe. Man kann nämlich prima gucken. Kein Sandstrand und nur Felsen, da ist das Wasser nunmal klar. Ich habe auch den Eindruck, es wären mehr Fische zu sehen. Allerdings auch mehr so komisches weißes Puschelzeugs, was sich am Grund abgesetzt hat. Das sieht zwar interessant, aber nicht doll schön aus.
Nach den „Tauchgängen“ muss man sich natürlich stärken und unseren Esstisch haben wir unter zwei Eichenbäumchen aufgebaut. Die finden auch die Vögel toll und daher waren unsere Stühle nach kurzer Zeit schon zweimal beschissen. Aber da ich nicht mit einem Messer zu ’ner Schießerei fahre, habe ich kurzerhand ein großes Sonnensegel gespannt. Das hat den Vorteil, dass der Lorenz nicht allzu arg auf der Haut brennt … und eben dass der Vogelschiss nicht bis zu den Naturalien durchdringt. Die Biester scheinen das zu wissen und meiden seitdem unsere Bäume. Das Sonnensegel ist ganz sauber. Aber wir haben darunter Schatten und das ist nicht zuletzt der Sinn eines solchen Segels. Hat übrigens 12 Euro und ’nen Keks bei Aldi gekostet.
Alex war etwas, wirklich ein kleines bisschen nur, traurig als wir den Stellplatz gebucht haben, denn am 04.08. sind auch die Parklichter im Kurpark von Bad Oeynhausen. Und das ist eigentlich Pflichtprogramm. Laute Musik und dazu passend Feuerzauber am Himmel. Selbst wenn es in all den Jahren mal eine nicht so gelungene Vorstellung war, war das immer noch super. Umso größer die Freude, als wir auf einem Plakat lasen, dass heute ebenfalls ein Feuerwerk auf Solaris abgebrannt werden sollte. Das ist ja wie vor 11 Jahren, als wir unsere Flitterwochen hier in einem kleinen Zweimannzelt verbracht und unser Frühstück auf einer umgedrehten Apfelsinenkiste zubereitet haben.
Den ganzen Tag schon war auf Solaris Remmi-Demmi, da der „Summer-Carnival“ gefeiert wurde. Von Campingplätzen der Umgebung waren Leute hier, die an einem ewig langen Umzug teilnahmen und ihre Verkleidungen präsentierten. Das Begann um ca. 19 Uhr und die Preisverleihung mit ohrenbetäubender Musik, Disco, Spanferkel, viel Alkohol und – laut einem Mitarbeiter – 5.000 Gästen dauerte bis kurz vor Mitternacht. Wir haben uns dem entzogen – zumindest körperlich – und verbrachten den Abend auf unserem Platz. Ich wollte auf dem Elektrogrill unser Fleisch zubereiten – Kohle ist bei der anhaltenden Dürre nicht erlaubt – und stöpselte ihn in die Außensteckdose vom Hymer Nova. Die Roste wurde heiß und als ich das Fleisch drauf legte auch wieder kalt. Dafür wurde der Kühlschrank im Wohnwagen warm und das Licht dunkel. Sicherung raus. Nachdem ich die am Sicherungskasten wieder reinklickte und die Verbraucher der Reihe nach testete, stellte sich heraus, dass der nur 13 Jahre alte und im Keller gereifte Tefal-Elektrogrill das Zeitliche gesegnet hat. Habe ich die Fleischstücke eben in der Pfanne gebraten. Nicht ganz so toll, aber essbar.
Um kurz vor Mitternacht haben wir Tim in der Hängematte geweckt und sind zum Strand gegangen. Schnell hatten wir ein Pläztzchen zwischen Hunderten anderer Gäste gefunden – direkt neben dem Feuerwerker! So nah war ich da noch nie dran. Pünktlich zur Geisterstunde ging es los. Nicht so spektakulär wie im Kurpark, aber die Örtlichkeit machte das alles wett. Ist schon was anderes, im Nieselregen auf dem feuchten Rasen des Kurparks zu sitzen und hoch zu gucken, oder auf den warmen Steinen der Adriaküste. Toll!
Danach war der kleine Junge hundemüde und wollte unbedingt ins Bett. Als ich dann aber noch ein bisschen Olympia im Fernsehen angemacht habe, war die Müdigkeit irgendwie verflogen. Haben dann noch 15 Minuten geguckt und sind dann doch ins Bett gegangen.
Als ich um kurz nach 9 Uhr wach wurde, waren Alex und Tim schon einmal im Meer. So früh stehe ich dann doch nicht auf. Habe mich mürrisch zum Waschhaus geschleppt und nach einem Kaffee ging es besser. Die beiden anderen sind dann noch mal ins Meer gehüpft und danach sind wir zum Supermarkt in Novigrad gefahren, um nach einer Campingleuchte zu suchen. Die einzige Gaskartuschenleuchte, die wir in 3 Supermärkten gefunden haben, hatte allerdings keine Glashülle mehr und war somit nutzlos. Nein, Ersatz war keiner da. Überhaupt gab’s recht wenig Caravan-Zubehör. Auch eine Fahrradbrille – natürlich liegt meine zu Hause – habe ich nicht bekommen. Das drückt meine Stimmung, ich mag nicht, wenn was nicht funktioniert. Auf dem Campingplatz dann erstmal ins Meer und danach ein paar Mails am Laptop lesen. Wenigstens das WLAN des Campingplatz funktioniert zuverlässiger – was nicht heißt ‚gut‘ – als vor 2 Jahren!
Überhaupt hat sich auf dem Platz einiges verändert. Klar, im Vergleich zu 1981, als ich hier zum ersten Mal war, ist es ziemlich umgebaut worden. Aber am Strand war da, wo wir vor zwei Jahren noch unter Sträuchern gelegen haben, nun Kies und Sonnenschirme aus Holz. Auch die Felsen der Küste sind weiter begradigt worden und sehen nun aus wie jeder x-beliebige Pool aus dem TUI-Prospekt – gut, hier ist noch eine Felsküste dran. Insgesamt fanden wir das aber schon ein bisschen schade. Das Ausbreiten der dünnen Schaumstoffmatte auf dem Naturfelsen ist doch schon etwas anderes, als in einer künstlich angelegten Betonlandschaft.
Wir hatten einen Comfort-Stellplatz gemietet und das empfinde ich dann schon als schöne Verbesserung zu „früher“. Die Parzellen sind am Hang gelegen, aber jede für sich schön begradigt und mit einer kleinen Hecke umrandet. Etwas spießig, aber es gibt auch keinen Ärger mit dem Nachbarn, der sich vielleicht ein bisschen viel Claim absteckt und seinen Stellplatz bis unter das eigene Vorzelt ausbreitet. Den Wasseranschluß haben wir nicht benutzt. Kann ich wissen, dass da kein Hahn dran ist, sondern nur ein Schraubanschluß für Wasserschläuche? Dafür ist der Stromanschluss direkt am Platz sehr bequem. Und da wir zwei Bäume auf dem Platz haben, kann Alex sogar ihre Hängematte benutzen.
Zum Meer gehen wir immer direkt vom Platz aus. Das sind nur ein paar Schritte und bevor ich mich mit den ganzen „Ich habe mein Handtuch schon heute morgen um 6 hier hin gelegt, das ist mein Platz“-Idioten um einen Schattenplatz kloppe, liege ich doch lieber vor meinem Wohnwagen nahe dem Kühlschrank. Überhaupt, da gibt es Leute, die belegen sogar die fest montierten Parkbänke mit Liegematten, damit ja keiner den Platz beanspruchen könnte. Ich finde solche Leute widerwärtig.
Abends habe ich mangels Grill ein paar eingelegte Hähnchenbrustspieße in der Pfanne gebraten. Dazu gab es Tortellini und Tomatensoße, lecker. Bis es zu dunkel zum Lesen war, haben wir eben dieses getan und sind dann in den Wohnwagen zu Olympia gewechselt.
Alex und Tim waren wieder weit vor mir wach und auch schon im Meer. Bin nun kein ausgemachter Langschläfer, aber die Wärme hier macht mich müde. Da ich das Rad mitgenommen habe und es eigentlich nur zwei Möglichkeiten dazu gab:
1. Ich fahre damit nur einmal zum Supermarkt und ärgere mich dass ich es mitgenommen habe.
2. Ich nehme das Rad nicht mit und ärgere mich, dass es zu Hause steht wo doch hier alle mit dem Rad rumdüsen.
habe ich mich entschlossen doch noch eine dritte Variante zu probieren: kleine Radtouren machen.
Wenn man von Novigrad nach Tar fährt, sieht man über dem Mirna-Tal die neue Autobahnbrücke. Neu ist relativ, aber vor 30 Jahren war sie halt noch nicht da. Und dahin führt ein kleiner geschotterter Weg. Den wollte ich schon immer mal hoch fahren. Habe ich heute gemacht. Dazu bin ich am Solarisstrand entlang, vor den Hotel- und Apartmentkomplexen vorbei nach Lanterna gefahren. Scheiße, war das heiß. Bin natürlich um kurz vor 12 Uhr los, wenn schon denn schon. Der Lanterna-Campingplatz ist eine ganze Ecke größer und ich habe ein bisschen rumgeeiert, bis ich den Weg an der Küste lang gefunden habe.
Irgendwann ist man in einem alten Steinbruch und selbst dort stehen noch Zelte und Caravans. Allerdings hat der Betreiber auch hier inzwischen Waschhäuser aufgebaut. Es wird eben alles immer mehr erschlossen. Nach der Umzäunung des Platzes steht man dann wirklich im Staub des Steinbruches, ohne Schatten. Eine halbe Trinkflasche hatte ich da schon leer. Weiter geht’s an staubigen Fischerhütten und einem urigen Restaurant vorbei Richtung Mirna-Mündung. Bis man die erreicht muss man allerdings über einen schmalen Damm fahren, über den die Autos mit 70 Km/h fahren dürfen. Und die tun das. In Kroatien sind Radfahrer Verkehrsteilnehmer dritter Ordnung, die werden bewusst geschnitten und ich habe mehr als einmal Angst um meine Ellenbogen gehabt. Aber auch hier gilt: wer rechts am Rand fährt ist selbst Schuld. Hab’s ausprobiert und es klappt. Mitten auf der rechten Fahrbahn gefahren, keiner überholt mehr, keiner hupt, keiner lässt den Motor aufheulen. Wer sich überholen lässt, ist selbst Schuld. Gilt übrigens auch im Auto. Die Kroaten und Slovenen fahren wie gesengt. Den Damm hatte ich schnell hinter mir, der Wind kam von hinten und lang ist er auch nicht.
Hinter der kleinen Zugbrücke geht es dann rechts ab, die Mirna rauf Richtung Autobahn. Der feine weiße Split macht das Fahren leicht unangenehm und eben ist der Boden auch nicht. Aber es ging mit Wind von schräg hinten. Ein entgegenkommender Traktor wirbelte soviel Staub auf, dass ich kaum Luft bekam und die Sonne tat ihr übriges. Bei knapp 32°C im Schatten ist es sicher keine sooo gute Idee um die Mittagszeit in der prallen Sonne Fahrrad zu fahren. Egal, nachts ist es mir zu dunkel. Nach drei Kilometern hatte ich die Autobahnbrücke erreicht.
Unter den riesig hohen Pfeilern führte noch eine kleine Brücke für den Agrarbetrieb über den kanalisierten Fluß. Weiter muss ich bei dem Wetter nicht. Habe also angehalten und ausgiebig fotografiert. Unter anderem eine Schlange in freier Wildbahn. Und ich habe nicht aufgeschrieen oder bin versteinert. Kunststück, wenn ich oben auf der Brücke stehe :-) Der Rückweg bei leichtem Gegenwind war dann doch etwas anstrengender und ich war ein bisschen dune im Kopf.
Über den kleinen Damm zurück bin ich gefahren wie ein Wilder, weil ziemlich viel Autoverkehr war. Ich habe mich 3 Autos vor einem Rennradler eingefädelt und als die Motorfahrzeuge mich überholt hatten, muss er wohl hinter mir gewesen sein. Bei meinem Geschnaufe habe ich das aber nicht gehört. Knapp unter 40 habe ich mit den groben Reifen und leichtem Wind von vorne und Sonne fast senkrecht von oben geschafft. Als ich nach 1,5 Km zum Steinbruch abbog, habe ich dann auch das Rattern der Kassette vom Renner hinter mir gehört. Überholt hat er aber auch nicht ;-) Nur durch den Steinbruch wollte er mit den schmalen Reifen dann wohl doch nicht.
Den Rückweg ganz entlang der Küste habe ich mir geschenkt und bin an der Lanterna-Rezeption vorbei quer über die Halbinsel nach Solaris gefahren. An unserem Stellplatz konnte ich dann erstmal nichts machen, weil ich komplett groggy war. Und das nach etwas über 20 Kilometern. Scheiße, war ich fertig.
23 Km | 17,0 Km/h Schnitt | 39,1 Km/h max. | 132 Höhenmeter | 34°C
Der Rest der Familie war derweil am Strand und hat geschnorchelt, gesonnt und gegammelt. Ich nach etwas ausruhen auch. Das Wasser ist viel klarer als vor zwei Jahren und ich habe auch den Eindruck, es seien viel mehr Fische im Wasser. Was mich gewundert hat ist, dass so wenige Menschen die Abkühlung in der Adria suchten. Scheint nicht so der Hauptspaß hier zu sein.
Abends blieb bei uns die Küche kalt und wir haben wieder außerhäusig im Grill Galeb gegessen. Ich und der kleine Junge einen Grillteller und Alex hat sich einen gegrillten Fisch schmecken lassen. Für die Preise hier gibt es wirklich ordentliche Portionen und schmecken tut es auch. Klar, so direkt mit Meerblick!
Heute morgen war Alex wieder früher wach als ich. Tim lag aber noch im Bett. Hm. Da war die Frau extra früh aufgestanden um die Kühle des Morgens für einen Jogginglauf zu nutzen. Na bitte! Nachdem wir vom nahen Super-Market die leckeren Brötchen geholt und gefrühstückt hatten, musste ich aber auch los. Habe das Rad gesattelt, die Klamotten übergeworfen und war davon schon nass geschwitzt. Bei dem Wetter ist allein der Gedanke an Sport schon anstrengend. Bin heute in die andere Richtung gefahren und wurde am Zaun des Campingplatzes schon gebremst. Der war nämlich verschlossen. Habe das Aspect 50 also um den Zaun halb durchs Meer getragen und bin auf der anderen Seite weiter gefahren. Ab hier Neuland, denn auch als ich in den 80ern regelmäßig hier war, sind wir nie über den Zaun hinaus gegangen.
Es führt ein Feldweg durch die Pinienbäume am Strand entlang, der dicht mit Autos zugeparkt ist, während die Insassen am dortigen Strand liegen. Nach kurzer Zeit ist man an einem winzigen Fischerhafen nebst kleinem Restaurant. Sah urig aus. Ich bin dann weiter durch die Wälder über wirkliche Buckelpisten gefahren. War übrigens viel Verkehr, reichlich andere Mountainbiker, die auf der ausgeschilderten Piste 142 unterwegs waren. An der ganzen Küste sind schicke Strandplätze, die auch allesamt von Sonnenanbetern und Badegästen belegt waren – sieht man von den Stellen ab, an denen Yachten in Häfen lagen. Die Strecke hat mir super gefallen. Besonders die kleine Halbinsel, die man von unserem Strandabschnitt im Südwesten sehen kann. Habe von hier mit dem Zoom schon mal geguckt und gesehen, dass man dort mit dem Auto bis ans Wasser kann. Nun war ich in echt da und genau so war es auch. Alle parkten im Schatten und lagen in der Sonne – und trotzdem war es nicht überlaufen. Klasse Strand und das auch noch völlig für umsonst.
Bin dann noch die Buckelpiste weiter bis zum nächsten Campingplatz und habe ab da den Asphalt unter die Räder genommen Richtung Tar/Vabriga. Hatte ich schon erwähnt, dass man hier auf Radfahrer keine Rücksicht nimmt? Als ich einmal kurz für ein Foto angehalten habe, musste ich mir erschrocken einen fetten Dorn Ast aus dem Vorderrad ziehen. Wenn das mal gut geht. Hatte keinen Bock auf der Landstraße zwischen Porec und Tar mein Rad zu schieben. Das musste ich glücklicherweise auch nicht, aber es war auch so schlimm genug. Ich bin ja abgebrüht was fahren auf Landstraßen angeht, aber da fühlte ich mich richtig unwohl. Die Sonne knallt von oben auf den Dez, die Strecke ist verdammt hügelig und sogar ich neige dazu das als Steigung zu bezeichnen und dann brettern die mit 10 Zentimetern Abstand an meinen Barends vorbei. Was war ich froh, als ich den Kreisel in Tar auf dem Hügel sah – was war ich entäuscht, als ich merkte, dass es dort zwei Kreisel gibt und ich noch höher und weiter musste. Aber das hatte ich dann auch noch in den Beinen. Danach geht es nach Solaris nur noch bergab. Und es ist nur 20 Km/h erlaubt. Tatsächlich hat mich dann auch niemand überholt, als ich mit knapp 40 dort runter bin.
22 Km | 15,7 Km/h Schnitt | 41,6 Km/h max. | 200 Höhenmeter | 33°C
Auf dem Campingplatz war ich dann – wieder – total platt. Mir schwummerte im Kopf, ich konnte zugucken, wie der Schweiß aus den Poren perlte und außerdem waren die Beine leicht wackelig. Wie machen die das bei der Tour de France? Ich war nur knapp über 20 Kilometer unterwegs! Bin ich ein Laffi! Egal, geduscht und dann ins Meer. Herrlich die Abkühlung in der lauwarmen Adria. Als wir wieder zurück kamen, hatte ich auch gleich die Spätnachmittagsbeschäftigung fest gemacht. Der Dorn im Reifen hat doch für einen Plattfuß gesorgt. Gut, dass es nur vorne ist und gut, dass ich neben Flickzeug sogar zwei Ersatzschläuche dabei habe. Flicken hat aber geklappt.
Dann war auch schon Abendbrotzeit und Alex hat Garnelen mit Rührei an Spinat und Kartoffelbrei gezaubert. Den Brei habe ich gestampft. Kerl, war der gut. Habe ich schon erzählt, dass ich bis hierhin drei Bücher gelesen habe?
Als ich heute morgen aufwachte, fühlte sich meine Schulter wie Feuer an. Muss schief gelegen oder Zug bekommen haben. Jedenfalls stachen einige Bewegungen bis in die Lunge und raubten mir den Atem. Echt fies. Gut, dass wir unsere Apotheke mit hatten und ein paar Ibuprofen 600 auch an Bord waren. Nachdem ich den Trumm mit etwas lauwarmer Cola-Light runter gespült hatte und etwas ausruhte, ging es wieder. So ein Scheiß. Alex und Tim waren derweil im Wasser. Ich bade und schnorchle auch ganz gerne, kann mich aber auch nur am Wohnwagen aufhalten und im Schatten sitzen. Wofür hat man das Ding denn und der Platz ist teuer genug, da kann man den auch nutzen :-)
Aber weil das Meer so schön klar sein sollte, bin ich vor dem Frühstück doch noch mal mit Kamera, Flossen und Brille in die Adria gesprungen und habe fotografiert, was der Akku her gab. Am Strand selbst halten wir uns immer noch nicht auf. Zu heiß und die fehlenden Duschen stören uns. Also es gibt schon Duschen, aber weil es in Kroatien so anhaltend trocken ist, sind die Duschen am Strand abgeschaltet. Mir brennt aber das Salz nach dem Schnorcheln immer äußerst unangenehm im Gesicht und vor allen Dingen in den Augenwinkeln, so dass ich gerne nach dem Baden wieder hoch zum Caravan und dem nahen Waschhaus gehe. Sind ja auch keine 200 Meter. Und da haben wir dann wieder gelesen und gedöst. Tim guckt ab und an einen Film auf einem der mitgebrachten Laptops und ich lese Mails und News.
WLAN klappt immer noch halbwegs befriedigend, auch wenn plötzlich und ohne Ankündigung der Einlogvorgang geändert wurde und man sich nun mit seiner Platznummer und seinem Namen identifizieren muss und dann einen Token zum Anmelden bekommt. Funktionierte gut, ist aber immer noch hakelig. Da hatte Kühlungsborn im letzten Jahr die Nase ein bisschen vorne. Wenn auch nicht viel.
Ansonsten haben wir heute wirklich nur gegammelt! Bis auf Abends, da ging’s zum Essen zu dem am ganz nördlichen Rand des Campingplatz gelegenen Grill. Der ist nur halb so teuer (wobei „teuer“ sicher die falsche Bezeichnung ist) als der ‚Grill Galeb‘, die Speisen sind ein bisschen weniger aufwändig, aber trotzdem gut. Für drei Leute zahlt man dort gut 100 Kuna weniger als im Galeb – Trinkgeld jeweils eingerechnet. 14 Euro haben oder nicht …
Nach einem kleinen Strandspaziergang, während dem wir uns darüber freuten, dass einige Leute bewaffnet mit Traktor und Hydraulikzange die am Strand abgelegten Liegen, Surfbretter, Stühle und sonstiges als Platzhalter liegen gelassenes Gerümpel entsorgt haben, haben wir noch ein bisschen auf der ‚Terrasse‘ gesessen, bevor der kleine Junge ins Bett gegangen ist und Alex und ich noch ein bisschen Olympia geguckt haben.
Aufgestanden, Schulter tat weh – gleich Tablette eingeworfen. Alex war schon wieder ganz früh raus zum Joggen und danach mit Tim im Meer :-) Ich bin in diesem Urlaub Faulpelz. Vielleicht fahre ich am späten Nachmittag noch eine Runde mit dem Rad, der Flicken auf dem Schlauch scheint ja zu halten. Ansonsten gammeln wir heute nur rum, lesen, trinken, duschen. In abwechselnder Reihenfolge.
Und weil ich am späten Nachmittag so ein schlechtes Gewissen hatte, gar nichts getan zu haben, hat mich Alex dann noch mal aufs Rad gescheucht. Bin aber nur knapp 11 Kilometer gefahren. Einmal nach Tar/Vabriga hoch und über Santa Marino zurück. Ich wollte eigentlich ein bisschen weiter ins Hinterland fahren, aber über Novigrad zogen bedrohlich dunkle Wolken auf und über dem Meer konnte man schon die Blitze sehen.
Am Stellplatz begann es dann auch wirklich ganz leicht zu regnen. Kalt wurd’s dabei nicht, es war eher eine schöne Erfrischung. Alex hat bei unseren Nachbarn die Klamotten von der Leine genommen und unter deren Pavillion gelegt … die Klamotten für das kleine Kind müssen ja nicht noch einmal durchnässen. Allerdings hielt das „schlechte Wetter“ keine ganze Viertelstunde und es klarte schon wieder auf.
Eigentlich wollten wir irgendwann noch einmal nach Pula fahren und das große Theater anschauen, können uns aber nicht aufraffen. Urlaub ist für uns wirklich meist nur ausruhen. Idealerweise da wo es warm ist. Über die Temperaturen können wir uns – anders als bei den 3 Sommerurlauben in Kühlungsborn – beim besten Willen nicht beschweren. Beständig über 30°C, leichter Wind und das Meer ist angenehm temperiert. Alex und Tim sind alle 2 Stunden einmal im Meer, ich bin gar nicht soooo wild auf Planschen und bleibe schon mal im Wohnwagen und lese.
Heute wollte ich aber nochmal mit dem Rad los. Nach Porec ist es ja nicht so weit. Die Küste wollte ich nicht noch einmal entlang fahren, sondern die Nebenstraßen benutzen. Und auf gar keinen Fall am späten Nachmittag los. Ich mag es, wenn die Sonne von oben knallt. Gestern abend war es mir schon fast zu kühl auf dem Rad. Also bin ich um halb 12 Uhr aufgebrochen. Reichlich Getränke hatte ich dabei, kann nichts schief gehen! Ist es auch nicht :-) Eher im Gegenteil. Die Strecke ist wirklich ziemlich kurz und kaum bin ich los gefahren, war ich auch schon da. Habe extra nicht schnell gemacht und mir die kleinen Häuschen, die Hotelanlagen und Swimmingpools angesehen. In Porec bin ich nur einmal durch eine kleine Gasse, habe ein paar Fotos gemacht und mir eine kalte Flasche Wasser gekauft. Bei der Wärme verbraucht man doch mehr als gedacht.
26,1 Km | 14,6 Km/h Schnitt | 43,4 Km/h max. | 196 Höhenmeter | 30°C
Nachdem ich langsam wieder zum Campingplatz gedölmert bin, ging’s noch mit der Familie ins Wasser. Nach etwas Anstrengung ist das wirklich klasse. Danach habe ich mich wieder darüber gefreut, dass das WLAN an unserem Platz so gut funktioniert, wie es funktioniert. Tut manchmal sogar im Wohnwagen trotz herunter gelassener Sonnenschutzrollos. Manche Leute halten das ja für spinnerig, aber ich wüsste keinen Grund, warum ich mir im Urlaub etwas verkneifen soll, an dem ich zu Hause auch Spaß habe. Das Fahrrad habe ich ja auch mit genommen. Wäre ja total blödsinnig zu sagen: Hey, ich habe Urlaub, da fahre ich doch kein Fahrrad! Warum soll ich also den Laptop zu Hause lassen? Außerdem ist es viel schwieriger diese Texte erst zu Hause zu verfassen ;-)
2. Woche
Alex ist heute mal nicht Joggen gegangen und auch morgens früh ins Wasser wollten die beiden nicht. Haben also nur nach dem sehr späten Frühstück gegammelt und Löcher in die Luft gestarrt. Ich hatte kurz vor Mittag das vierte Buch durchgelesen und damit alles verbraten, was ich mir frisch bestellt hatte. Hätte wohl doch noch 2 Wälzer mehr mitnehmen sollen. „Daemon“ und „Darknet“ von Daniel Suarez kann ich nur jedem empfehlen. Und wenn man schon mal ein Rollenspiel im Netz gespielt hat und/oder ein wenig netzaffin und für Verschwörungstheorien bzw. Gesellschaftskritik empfänglich ist … ich habe für die beiden Bücher jedenfalls keine 4 Tage gebraucht. Wie gut, dass das WLAN funktioniert ;-)
Gestern war Freitag und somit die beiden Abreisetage eingeläutet. Um uns herum tun sich inzwischen unübersehbare Lücken auf dem Campingplatz auf. Als wir letzte Woche angereist sind, war es proppenvoll und nun können sich die Späturlauber schon die Plätze aussuchen und wandern die Wege auf und ab, um die schönste Stellfläche mit den meisten Bäumen zu finden. Direkt neben unserem Platz hatte einen Tag nach uns ein junges italienisches Pärchen ihr kleines Kriechzelt aufgebaut. Wir verstanden kein Italienisch und die beiden sprachen kein deutsch – und englisch auch nicht so richtig. Es reichte aber, damit wir mit Salz aushelfen konnten, den Weg zum Supermarkt oder dem Restaurant erklären und unseren Handfeger zu leihen. Die beiden bauten jedenfalls nach einer Woche ab und schenkten uns zur Abreise eine kleine Kerze für den Campingtisch. Fand ich sehr nett!
Nachdem wir dann genug den Eidechsen zugesehen hatten, wie sie sich über die freien Plätze scheuchten, haben wir dem kleinen Jungen seinen Wunsch erfüllt und sind Minigolfen gegangen. Am Restaurant mit dem Pool auf Solaris ist ein kleiner Minigolfplatz unter den üblichen Eichenbäumchen und mit 50 Kuna für 3 Personen auch mehr als günstig. Die Bahnen sind offensichtlich nicht mit der Wasserwaage angelegt, aber durchaus spielbar. Jedenfalls deutlich angenehmer als die Bahn in Kühlungsborn, über die wir uns im letzten Jahr sehr geärgert haben! Einige Metallteile waren von der Witterung bereits arg in Mitleidenschaft gezogen und mindestens eine Bahn war aufgrund dessen einfach nicht zu schaffen, aber Spaß hat es trotzdem gemacht.
Nachdem wir uns von diesem anstrengenden Sport erholt und fix geduscht hatten, sind wir wieder zum Grill Galeb gegangen. Der gewohnt freundliche und sehr nette Kellner war wieder da und wir hatten ratz-fatz das bestellte Essen auf dem Tisch. Allerdings muss ich sagen, dass es zwar in Ordnung ist, aber irgendwie keine Offenbarung. Mein fritierter Tintenfisch war zwar Längen besser, als alles was ich unter der Bezeichnung bisher in Bad Oeynhausen und Umgebung gegessen habe, aber der Grill weiter zum Ende des Campingplatzes Richtung Lanterna kostet nur knapp 2/3 und ist genauso lecker. Da bringt mir auch ein freundlicher Service nichts. Als wir fertig waren, wanderten wir noch schnell bis zur Spitze der Halbinsel, um einmal das beleuchtete Novigrad zu sehen. Tim springt bei den Abendspaziergängen immer auf den Felsen am Strand herum … bis er sich dabei heute richtig auf die Nase legte und sich an den scharfkantigen Steinen das Schienenbein aufgerissen hat.
Da war das Geweine groß, aber – ganz tapfer – nicht besonders lang. Es hat zwar geblutet und gibt sicher eine prima dicke Robe, aber am Wohnwagen war nach zwei neuen Päckchen „Clone Wars Force Attax“ alles wieder in Ordnung.
Habe ich eigentlich schon gesagt, dass uns die Mückenstiche wahnsinnig machen? Meine Fresse, juckt das!
Was ein eintöniges Leben :-) Lange ausschlafen – ich bin oft schon um kurz nach 6 zum Zähneputzen gegangen und habe mich dann wieder hingelegt – rumdösen, faulenzen und nichts tun. Meine Bücher habe ich alle durch und Alex Schmöker sagen mir nicht zu. Krimi-Thriller gucke ich vielleicht ganz gerne im Fernsehen oder Kino, aber als Buch kann ich damit nichts anfangen. Nur gut – und ich finde das ist ein Kriterium für die Urlaubsortwahl – funktioniert das WLAN immer noch ;-) Nach der Umstellung vor ein paar Tagen sogar noch besser als vorher. Man registriert sich nun individuell und bekommt ein für die Dauer des Aufenthaltes gültiges Passwort. Nach zwei Stunden wird man kurz gekickt, kann sich aber sofort wieder anmelden. Funktioniert prächtig und die Leitung hat eigentlich immer 1 bis 2 Mbit/s.
Nachdem ich mit dem Fahrrad – grandioser Gedanke das mitzunehmen und die Deichselhalterung anzubauen – frische Brötchen und Getränke geholt hatte, gab’s wie immer Frühstück im Eichenwäldchen zwischen Eidechsen, Ameisen und Mücken. Apropos Mücken, die machen mich und uns wahnsinnig. Es juckt überall und Autan ist geruchsmäßig nun auch keine Offenbarung. Jedenfalls ist Fenistil-Gel unser Dauerfreund! Wir beiden Großen können das Kratzen ja unterdrücken, aber Tim hat’s da schwerer.
Wie gut, dass wir zwei Laptops mit haben. Auf dem einen kann ich nämlich lesen und diese Texte schreiben, während Tim auf dem anderen einen Kurzfilm nach dem anderen guckt. Wir haben uns „Clone Wars“ geliehen und er ist ganz begeistert. Zwischendurch waren wir ein bisschen im Wasser und ich habe – oh Wunder! – mit Alex und Tim ein Spiel gespielt. Ich mag fast nichts noch weniger, als zu spielen. Und auch „Rummykub“ hat mich nicht vom Hocker gerissen. Ist wie Rommé mit Zahlenplättchen. Naja. Spielen ist irgendwie eine so sinnlose Art die Zeit tot zu schlagen. Bitte, wer daran Spaß findet, nur zu! Ich muss das aber nicht haben. Gesellig was erzählen kann man auch so.
Tim und ich sind mit dem Fahrrad zur Rezeption gefahren und haben am dortigen Geldautomaten ein paar Kuna gezogen, damit wir überleben können. Ich habe noch etwas mehr eingetippt als wir ausgerechnet hatten, weil Tim der Mama noch was schenken wollte. Er war auf einem der Rückwege vom Strand mit ihr an einer der Klimbim-Verkaufsbuden vorbei gegangen und da hat Alex wohl erwähnt, dass sie eine Kette ganz toll fand. Und die mussten wir nun unbedingt besorgen, damit er sie verschenken kann. Der Plan wurde auch genau so durchgezogen und hat für sichtbare Freude gesorgt. Auf allen Gesichtern.
Dann wieder schwimmen und zum Abendbrot gab es kleine Cevapcici. Die hatten wir vor schon mal hier im Market gekauft und sie waren aus der Pfanne sehr lecker. Dazu habe ich Reis gekocht den es in einer Ajvar/Pilz-Soße gab. Hmmm. Besser bekommen die das im Grill auch nicht hin. Die Cevapcici und das Ajvar jedenfalls nicht. Die schmeckten akurat so, als würde man im Galeb auch im Super-Market einkaufen.
Danach haben wir einen „Kinoabend“ gemacht und auf dem größeren der beiden Laptops „Iron Man“ von der Festplatte geguckt. Die geschnittene Fassung von RTL – da ist das Gröbste raus und der kleine Junge war begeistert.
Ich hab’s versucht, wirklich, aber der Rest der Familie wollte nicht. Alex war morgens nicht Joggen und zusammen mit Tim auch nicht vor dem Frühstück im Meer. Und darum habe ich, ein bisschen um das „schlechte Gewissen“ zu beruhigen, vorgeschlagen nach Pula zu fahren und ein wenig Sight-Seeing zu machen. Das Amphitheater und so. Ist ja immerhin wohl das best erhaltene, welches noch rumsteht. Ich halte es ja auch ohne solche Ausflüge aus, aber irgendwie dachte ich, wir können doch nicht 1.200 Kilomter durch die Gegend kutschieren und dann nichts ansehen. Aber Alex und Tim haben das exakt so gesehen. ‚Hier ist’s doch schön!‘ meinte der kleine Junge. Recht hat er :-)
Also habe ich Brötchen geholt und etwas Milch und nach dem Frühstück haben wir das gemacht, was wir – und einige hundert andere hier auch – jeden Tag machen: nix. Naja, so rumliegen halt, ab und zu ins Wasser gehen und Schnorcheln und dann wieder rumliegen. Alex liest meine Bücher, ich ärgere mich über das WLAN, welches putzigerweise nun voll zickig war und Tim guckt hin und wieder eine Clone-Wars-Folge, um sie dann auf dem Platz nach zu spielen.
Habe ich die verdammten Mücken erwähnt? Ich frage mich, ob die anderen Campinggäste davon verschon sind? Die rennen doch genauso nackig rum wie wir? Es juckt an den Knöcheln, den Kniekehlen, am Rücken, auf den Fingern … NERVIG! Fenistil hilft immer für einge Zeit und dann muss man ins Wasser oder kalt duschen und dann wieder dünn Fenistil. Hach, Urlaub ist schön.
Der Grill Galeb hat uns am Abend wieder gesehen und diesmal wussten wir, warum er etwas teurer ist. Wir waren nämlich pappsatt. Die Portionen waren ausgesprochen üppig. Zudem läst die frische Meerluft alles noch mal etwas besser schmecken. Einmal werden wir da wohl noch hingehen. Ein Abendspaziergang entlang der Solarisküste hat den Abend dann abgeschlossen. Der südlichere Teil des Strandes ist noch weitgehend betonfrei, da machte das über die Steine springen auch mehr Spaß.
Alex ist heute morgen schon wieder joggen gegangen. Sie läuft immer einmal bis Lanterna und zurück. Direkt am Meer und Morgens wenn es noch kühl ist, ist das bestimmt toll. Zumindest wenn man laufen kann. Ist ja nicht mein Metier, ich würde mir eine Knoten in die Beine drehen schätze ich. Aber zum Fahrradfahren hatte ich heute auch keine Lust. Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen. So wurde es wieder nur der übliche Urlaubstag bestehend aus Nichtstun, gefolgt von Rumgammeln, Ausruhen und Faulenzen. Dazwischen immer mal kurz ins Meer, damit es nicht allzu warm im Kopf wird.
Die vielen leeren Stellplätze um uns herum, ermöglichen einen immer besseren Blick auf das Meer und wir gehen schon mal hier und dorthin um zu schauen, ob es nicht einen Stellplatz in der Nähe gibt, bei dem man das Meer immer sieht – für das nächste Jahr. Wenn nichts Großartiges dazwischen kommt, werden wir wohl wieder nach Solaris fahren. Immerhin müssen wir noch nach Pula, das schaffen wir dieses Jahr nicht mehr. Beim Umschauen ist mir ein Mann um die 50 aufgefallen, der offensichtlich alleine Urlaub macht. Das allein ist nicht so ungewöhnlich. Auch nicht, dass er dazu keinen Wohnwagen oder Wohnmobil nutzt. Aber er hat auch kein Zelt. Nur einen Tisch, einen Stuhl und einen Volvo V70 Kombi, in dem hinten drin eine Matratze liegt. Parkt den ganzen Tag unter einer Eiche und lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Sehr entspannt :-)
Das wäre mir zu puristisch. Ich brauche das WLAN, ein festes Bett, Stromanschluss, eine Einbauküche. In letzterer haben wir am Abend unser Essen zubereitet. Jeden Tag zum Grill gehen, können wir uns auch nicht leisten. Ich habe aus einem Klumpen Hackfleisch drei Frikadellen gebastelt und dazu Reis gekocht. Den Reis habe ich mit einer Soße aus dem Frikadellensud verfeinert. Hat allen ganz ausgezeichnet geschmeckt – der Salat von Alex natürlich auch. Und abends war dann wieder Kinotag: „Iron Man 2“ schlummerte auch noch auf der Festplatte (liebe Rechteinhaber, es war eine Aufnahme von RTL die ich mit unserem glücklicherweise nicht HD+ fähigen Receiver gemacht habe). Der kleine Junge war begeistert, ich hatte Kopfschmerzen und die Frau schlief. Wie zu Hause! :-)
Als ich wach wurde, kam Alex gerade vom morgendlichen Dauerlauf zurück. Das gibt’s doch gar nicht! Tim und ich hatten heute mal im Doppelbett übernachtet und mir war ganz schön warm, weil der kleine Junge so gerne kuschelt. Zum Frühstück habe ich mit dem Rad – wie gut, dass ich das mit habe – heute mal keine Brötchen geholt, sondern Alex ging zu einem anderen Verkaufsstand und brachte von dort etwas rustikalere Backwaren mit. Waren nicht nach meinem Geschmack – Alex fand sie aber ganz toll. Da werden wir am letzten Tag des Urlaubs wohl getrennt los müssen, um uns für das Frühstück zu versorgen.
Gegen halb 11 wollte der Rest der Familie ins Meer, ich hatte aber keine Lust und habe mir trotz knapp unter 30°C die Fahrradsachen angezogen und bin los geradelt. Wollte eigentlich noch einmal nach Porec, fand den Gedanken aber schon nach 10 Metern langweilig. Lieber nach Novigrad, da war ich noch nicht mit dem Zweirad. Also an der Küste lang, über den Lanterna-Platz, durch den Steinbruch, über den Damm und dann nicht die Mirna rauf, sondern auf der Straße bleiben und hoch nach Novigrad. Es war wie beim letzten Mal, wenn man weit genug links in der Spur fährt, überholen nicht einmal die Slovenen. Nur einem Italiener habe ich mittels Gesten deutlich gemacht, was ich von seinem Fahrstil halte. Dem hätte ich auch noch erläuternde Worte gesagt, aber außer ebenfalls zu „winken“ hat er nicht reagiert.
In Novigrad bin ich einmal in die Runde gefahren, habe den Kirchturm fotografiert, kenne ich ja alles schon und habe dann gleich den Heimweg angetreten. Allerdings ließ ich die Gelegenheit nicht ungenutzt, mit dem Rad überall anhalten zu können und habe den riesigen Steinbruch im Bild festgehalten. Schon groß! Zurück dann über Tar/Vabriga und Santa Marina zum Campingplatz. Fast 30 Kilometer geschafft und etwas Kopfweh davon bekommen. Habe wohl zu wenig getrunken. Als ich auf den Platz rollte, wollten Tim und Alex gerade zum Meer … da habe ich mich doch gerne angeschlossen. Nach der Fahrt in der Sonne war das sehr angenehm.
29,1 Km | 15,7 Km/h Schnitt | 42,4 Km/h max. | 250 Höhenmeter | 30°C
Am Abend haben wir dann zum letzten Mal in diesem Jahr im Grill Galeb gegessen. Haben uns einmal umgesetzt, damit wir „unseren“ Tisch mit Meerblick bekommen und jeder wieder das gegessen, was wir immer hatten. Grillteller und einen Griechischen Salat – lecker! Und was soll ich sagen, dazu schmeckte mir sogar jedes Mal ein kroatisches Bier. Muss an den Temperaturen liegen. Zum Abschluss sind wir dann ganz kurz am Strand entlang, bevor wir dem kleinen Jungen im Heimkino „Superman Returns“ gezeigt haben. Fand er aber eher lahm. Für Kevin Spaceys darstellerische Leistung ist er noch nicht empfänglich und ansonsten hatte der Film ihm viel zu wenig Action. Womit er das Werk auch recht treffend kritisiert hat.
Das letzte Mal in Kroatien wach geworden. Ich habe sau-schlecht geschlafen, habe eine Stunde draußen gelegen und fühlte mich wie gerädert. Alex war schon zum Laufen und Tim kam gerade aus dem Waschhaus. Heute ist Packen angesagt. Bezahlt hatten wir gestern schon – allerdings bis Freitag, weil wir ansonsten um 13 Uhr den Platz räumen müssten. So früh wollen wir aber nicht los. Ich möchte eigentlich bis Österreich kommen, dann vielleicht auf dem Rastplatz übernachten, der uns auch auf der Hinfahrt gut gefallen hat und dann Freitag in aller Frühe den Katschberg- und Tauerntunnel hoffentlich ohne Rückreisestau durchfahren. Aber erst mal Frühstücken. Ich habe mir meine Brötchen und die Getränke für die Fahrt im Super-Market gekauft und Alex ist zu „ihrem“ Bäcker gegangen.
Nachdem wir pappsatt waren, ging der Abbau los. Das Sonnensegel einholen und abfegen, Vorzelt abbauen, im Wohnwagen die Klamotten ruckelsicher unterbringen. Nach einer Stunde war der doppelte Boden vom Yeti schon gefüllt, das Zelt weg, der Vorzeltboden verstaut und die Zusatzstützen vom Wohnwagen runter gelassen. Den Rest, Stühle und so, brauchen wir noch zum Sitzen und können sie dann auch einfach in den Kofferraum werfen. Erstmal zum Strand und zum letzten Mal Schnorcheln! Schon schön hier, wir sind alle ein bisschen traurig, dass es wieder heim geht. Allerdings auch froh, die Heimat wieder zu sehen.
Um genau 18:15 Uhr bin ich durch die Schranke gefahren, während Alex die Karte zum Ein- und Ausfahren an der Rezeption abgab. Noch einmal tief durchatmen und dann waren wir auf der Piste. Inzwischen überwog auch bei mir das gute Gefühl wieder nach Hause zu kommen. Wir sind extra am späten Nachmittag gefahren, weil wir nicht in den Rückreisestau kommen wollten. Entweder gab es den nicht, oder unser Plan ist voll aufgegangen. Nirgends anstehen! Die slowenischen Grenzer winkten uns einfach so durch. Trotzdem haben wir in Slowenien zweimal gehalten und im Wohnwagen Gepäckstücke verrückt. Der Hänger war wie doll am Wedeln. So eine verdammte Scheiße. Ich war echt genervt. Bis ich die knorrigen Pinien gesehen habe, wie sie sich im Wind Sturm zur Seite legten. Na gut, bei dem Luftzug darf so ein Hänger instabil sein. Also etwas langsamer fahren. Lief dann alles super. Gegen 22 Uhr waren wir auf demselben Rastplatz „Freistritz“, der uns auch auf der Hinfahrt als Schlafstätte diente.
Und Augen zu!
Leider war der Schlaf diesmal nicht so erholsam. Ich habe zuerst kein Auge zubekommen und danach nur einen ganz leichten Schlummer gehabt. Wir standen zwischen den ganzen Brummis weil der Rastplatz total voll war und die Kühlanlagen raubten mir den letzten Nerv. Knapp 3 Stunden werde ich aber wohl gedöst haben und um 5 Uhr bin ich dann aufgestanden. Zähne putzen, Haare richten und an der Tanke für einen Kaffee ordentlich Geld aus der Tasche ziehen lassen.
Dann ging es aber auch sofort weiter. Der Yeti fuhr wie auf der Hinfahrt wie eine Eisenbahn. Wunderbar, kein Wackeln, jederzeit ausreichend Leistungsreserven und da der Verkehr auch sehr flüssig lief, gab es nicht den Hauch von Rückreisestreß.
Einmal haben wir noch in Österreich gehalten, um sanitäre Anlagen aufzusuchen und etwas zu essen und ruck-zuck waren wir in Deutschland.
Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, am Vortag sogar schon bis zum Chiemsee zu fahren. Aber als wir den heute morgen passierten, war ich doch froh, das nicht noch in der Nacht abgerissen zu haben. Ist doch noch ein ziemliches End gewesen. Wir dachten uns eigentlich, dort schick zu rasten und die Aussicht zu genießen, aber das Wetter spielte ausgerechnet dort für ein paar hundert Meter nicht mit!
Dann eben nur ganz kurz halten und weiter. Der Rest der Fahrt lief komplett ohne besondere Vorkommnisse. Mit stetig 100 Km/h sind wir Richtung Bad Oeynhausen gerauscht. Hatten nur an der Grenze zu NRW etwas Stop & Go und kamen dann irgendwann immer noch erholt – wenn auch groggy von der Fahrt – im Dörgen an.
Wir haben jetzt schon beschlossen, im nächsten Jahr wieder nach Kroatien zu fahren. Natürlich nach Solaris …
Schreibe einen Kommentar