Emsradweg: von Rheine bis Emden – 2018

(Mehr Fotos gibt es im Google-Foto-Album!)

31.05.2018 – Rheine bis Dalum

Um nach Rheine zu gelangen haben wir uns nicht wie in den Vorjahren lange um eine Zugreservierung gekümmert. Aus Bad Oeynhausen fährt alle Nase lang eine Bahn dorthin und wir haben selten eine so entspannte Anfahrt gehabt. Und wir waren auch noch extrem früh am Zielort. Blöd war, dass noch vor Antritt der Reise mein (tatsächlich schon etwas lädierter) Seitenständer am Rad den Geist aufgegeben hat und einfach abknickte. Schrauben im Rahmen abgerissen :-/ Zum Fahren ist der aber eher nicht notwendig und wir sind gleich auf die Piste. Die Strecke entlang der Ems bzw. etwas abseits davon ist schön und wir kamen flott voran.

Ems mit Brücke

Unterwegs haben wir wie immer an jedem Baum angehalten, um die Landschaft im Bild festzuhalten. Wir hatten uns aber beide dazu entschieden, in diesem Jahr erstmals die großen Kameras zu Hause zu lassen und nur mit den Smartphones zu fotografieren. Zumindest ich war damit absolut zufrieden. Das Nokia 8 macht für mich ausreichende Fotos, wenn man die Google-Pixel-App benutzt. Gegen Mittag waren wir dann in Lingen, wo wir einmal kurz die Fußgängerzone hoch schoben, uns für den Imbiss dann aber doch für die Pizzeria in Bahnhofsnähe entschieden. Der Mittagstisch dort war günstig und lecker. Idealerweise war dort um die Ecke auch 2Rad Korth, wo ich mir einen neuen Universalseitenständer besorgte und montierte.
Speicherbecken bei Geeste

Die für heute geplante Strecke war nicht sonderlich lang und daher waren wir auch super-fix kurz vor dem Zielort. Das Speicherbecken bei Geeste hinter Lingen ist schon ziemlich beeindruckend. Kurze Pause – wie sowieso alle Nase lang – und dann ging es weiter zum „Bed & Breakfast“. Das haben wir auf unseren Touren bisher noch nicht gehabt. Sonst immer nur Pensionen oder Hotels, aber in einem Privathaus, quasi in der Wohnung der Gastgeber, übernachteten wir noch nie. Von außen sah BNB C&J’s Place genauso aus, wie auf den Bildern. Begrüßt wurden wir von einem sehr lockeren und freundlichen Pärchen, welche uns in der Folge die unglaublich geräumige Wohnung zeigten und auch danach aufmerksam und zuvorkommend! Gekühlte Getränke gab’s zum günstigen Selbstkostenpreis und wir haben lecker bestellte Pizza in einem halboffenen Wintergarten gegessen – bei strömenden Regen. Denn knapp 15 Minuten nach unserer Ankunft öffneten sich die vorher nur bedrohlich grummelnden Wolken. Keine 60 Kilometer heute, aber trotzdem eine sehr schöne Strecke.

01.06.2018 – Dalum bis Papenburg

Der zweite Tag begann mit einem ausgezeichneten Frühstück. Am Vorabend haben wir bereits unsere Präferenzen auf einem kleinen vorbereiteten Zettel vermerkt und die Gastgeber haben sich alle Mühe gegeben, das noch zu übertrumpfen. Frisches Obst, gepresster Orangensaft und ein warmes, überbackenes Sandwich gab es zu den frischen Brötchen. Da kann ja nichts mehr schief gehen! Gut gelaunt verabschiedeten wir uns und steuerten den Nachschubhändler an. Die Getränkevorräte waren bei der Hitze am Vortag arg dezimiert worden.

Eins fix drei waren wir schon in Meppen, wo wir einmal kurz die Innenstadtdurchquerten, anlässlich Alex‘ und meines Hochzeitstages eine Braut fortografierten und dann für den mitreisenden, damaligen Brautführer in der Apotheke noch einiges an Mittelchen einkauften. Meppen an sich fand ich sogar ganz nett.

Meppen

Wir sind ganz gut voran gekommen und haben auch vorher gar nicht geschaut, wie lang denn die heutige Etappe werden würde. Jedenfalls hat sich der Himmel immer mehr zusammen gezogen und es grummelte laut und bedrohlich. Lars kontrollierte ständig seine Wetter-App und stellte die These auf, dass wir hinter dem Gewitter her führen und wenn wir nur langsam genug fahren würden, trocken blieben – mit Glück. Wir haben auch noch eine kleine Gruppe radelnder Frauen getroffen, die sich offensichtlich entschieden haben, sich unterzustellen – jedenfalls sahen wir sie nicht mehr, als wir einen kleinen, überflüssigen Schlenker gefahren waren. Da wir auf das Glück hofften – und dann doch noch knapp 30 Kilometer zu fahren hatten – sind wir einfach weiter, um uns im Fall der Fälle in eine der vielen Schutzhütten zu retten. Leider war in dem Augenblick, als der Regen von jetzt auf gleich wie ein Sturzbach runter kam, keine in Sicht. Aber immerhin eine Brücke, welche uns für die folgende Stunde Unterschlupf bot. Hat das geplästert!

Wenigstens hatten wir Frischeiwaffeln aus dem Aldi in den Lenkertaschen! Leider sagten alle Wetterdienste keine Ende des Regens voraus und als es nach etwa einer Stunde immer noch schüttete, aber nicht mehr so stark blitzte und donnerte, haben wir uns auf die Sättel geschwungen und sind weiter gefahren. Lars mit Regenjacke, ich mit einer wasserdichten Softshell-Weste. Kalt war es nämlich ganz und gar nicht. Und während Lars ein wenig unwohl bei den entfernten Blitzen war, haben mir die folgenden 30 Kilometer bei strömendem Regen sogar etwas Spaß gemacht. Leichter Rückenwind sei’s gedankt!

Brückenunterkunft

Um kurz nach 18 Uhr kamen wir bei immer noch leichtem Regen am „Papenburger Gästehaus“ an. Das Gasthaus liegt am Splitting links, den Kanälen, die Papenburg durchziehen und bietet in der näheren Umgebung Bäckereien, Restaurants, Optiker und Radhändler. Alles was man so braucht. In das Zimmer wurden wir per Telefon gelotst, ich habe nur eine Nummer angerufen und die sehr nette Wirtin erklärte dann, wie man an die Schlüssel für Haustür und Fahrradgarage gelangt und wie die Modalitäten sind. Hat gut funktioniert! Während Lars duschte, habe ich erstmal die Füße hoch gelegt. Fünfundachtzig Kilometer und fast zwei Drittel im Gewitter waren doch etwas anstrengend. Nachdem ich auch geduscht habe, wurde schon ein wenig gebloggt und dann sind wir ins Alibaba zum Essen gegangen. Mörderportion und super-lecker. Den anschließenden Versuch, im Fernsehen den weißen Hai bis zu Ende zu schauen, habe ich nicht geschafft. Ich bin eingeschlafen, bevor Roy Scheider das Maul der Bestie mit einer Pressluftflasche sprengt.

02.06.2018 – Papenburg bis Emden

Schön ausschlafen und fertig machen, zum Frühstück mussten wir uns nirgends melden, denn das gibt es in dem Gästehaus nicht, wenn man nur eine Nacht bleibt. War uns auch nicht bewusst, als wir erstaunt die gedeckten Tische sahen und uns bei der Buchung gesagt wurde, dass wir kein Frühstück bekämen. Die heute morgen anwesende Wirtin hat uns aber noch einen Snack für die Fahrt gegeben. Und ich habe mir noch schnell einen Radhändler gesucht, weil gestern bei der Hetze durch den Regen meine Uvex-Brille verlustig gegangen ist. Ich hatte sie an den Lenker geklippst, weil ich nichts mehr dadurch sehen konnte und nun war sie weg. Ohne Brille kann ich aber nicht lange fahren, weil dann die Augen vom Fahrtwind tränen. Ein paar Meter die Straße runter war aber etwas zu finden und sogar zum exakt gleichen Preis, wie bei Amazon.

Neue Brille – sitzt sogar besser als die alte …

Danach zum Bäcker und ein wenig Teigwaren kaufen, bevor wir das Museumsschiff Friederieke besuchten. Richtig gutes Wetter ist anders, es war frischer und bedeckt. Aber zumindest trocken! In Papenburg war ein Stadtfest, so dass wir teilweise geschoben haben, dann konnten wir aber wieder aufsitzen, fuhren an der Meyer-Werft vorbei, machten ein paar Fotos, um dann auf der östlichen Seite der Ems weiter zu fahren. Das war ab jetzt hauptsächlich entlang des Deiches auf sehr gut befestigten Wegen. Überhaupt ist der Emsradweg sehr angenehm zu fahren – auch wenn man die Ems nicht so häufig sieht, wie die Weser auf dem Weserradweg. Gegen Mittag waren wir in Leer, wo wir uns in der Fritten-Schmiede stärkten. Auch Leer hatte ein Stadtfest und es war proppenvoll. Wir kamen schiebenderweise kaum durch die Menschenmassen.
Schaafe am Deich

Nach Leer kam ehrlichweise außer Deich nicht mehr viel. Wir haben uns sehr über die Schafe gefreut, die kreuz und quer über den Weg liefen und die dort auch schon mal schliefen. Sah sehr putzig aus. Und weil es auch wirklich nur Deich gab, haben wir ganz schön reingetreten. Ratzfatz waren wir in Ditzum, wo wir mit der Fähre übersetzten und dann quasi gleich um die Ecke im Gulfhof Emden einkehrten. Zwar ein ganzes Stück vor der eigentlichen Stadt, aber aufgrund der an diesem Wochenende stattfindenden Matjestage war einfach kein anderes Zimmer mehr zu bekommen. Wir waren um 17 Uhr auf der Stube und um 18 Uhr sollte Deutschland gegen Österreich spielen. Prima Timing, wenn das Wetter da unten nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Fußball kam erst viel später und WLAN hatten wir auf dem Zimmer nicht, auch keinen normalen Empfang. Das war ein klein wenig blöd.
Am Ziel: Gulfhof Emden

Wir bekamen aber in der Gaststube ein Pils auf Kosten des Hauses und konnten mit dem WLAN dort ein paar Minuten des Spiels schauen, bevor wir uns mit dem Bus aufmachten, die Matjestage zu erkunden. Das haben wir auch sehr ausführlich und gewissenhaft gemacht! Mit etwas Glück haben wir um viertel nach zwei ein Taxi bekommen und konnten eine halbe Stunde später erschöpft ins Bett fallen!

Das Frühstück haben wir am nächsten Tag nicht schon um 8 Uhr eingenommen, sondern schliefen aus. Von Emden fährt ebenfalls recht regelmäßig ein Zug nach Rheine zurück und von dort ebenso oft eine Bahn nach Bünde und Bad Oeynhausen. Tja, das ging wieder sehr schnell vorbei. Mal schauen, wohin es uns im nächsten Jahr verschlägt. Irgendwohin, wo der Empfang besser ist ;-) Und vielleicht möchte ich auch etwas Berge sehen … wer weiß.