Elberadweg – Cuxhaven bis Lauenburg – 2010
03.06. – 05.06.2010
>> Cuxhaven bis Glückstadt – 03.06.2010 <<
Eckdaten
Fahrrad Lars:
- Stevens X7, Schwalbe Marathon, Parallelogram-Sattelstütze, sonst original XT Ausstattung
- mit Gepäck: 30 Kg
Fahrrad Andreas:
- Scott Purgatory, Schwalbe Land Cruiser, Sattel Selle Italia Explorer, LX-Altus-Deore Mischmasch
- mit Gepäck 30 Kg
Die Tour:
- Donnerstag:
Ab. BO: 08:04 Uhr
mit dem Zug
An. Cuxhaven: 12:27 Uhr
Ab. Cuxhaven: 14:20 Uhr
Strecke: 80,9 Km
Schnitt: 17,2 Km/h
Fahrtzeit: 4h 42m 50s
max.: 50,5 Km/h
Höhenmeter: 280
An. „Pension am Hafen“ – Glückstadt: ca. 19:45 Uhr - Freitag:
Ab. Glückstadt: 09:00 Uhr
Strecke: 98,7 Km
Schnitt: 16,1 Km/h
Fahrtzeit: 6h 07m 46s
max.: 37,5 Km/h
Höhenmeter: 244
An. „Hotel Hagemann“ – Hamburg: 20:15 Uhr - Samstag:
Ab. Hamburg: 13:40 Uhr
Strecke: 63 Km
Schnitt: 14,1 Km/h
Fahrtzeit: 4h 27m 28s
max.: 65,4 Km/h
Höhenmeter: 224
An. „Hotel Möller“ – Lauenburg: 20:00 Uhr - Sonntag:
Ab. Lauenburg: 10:30 Uhr
Strecke: 3,73 Km
Schnitt: 6,2 Km/h
Fahrtzeit: 35m 46s
max.: 22,6 Km/h
Höhenmeter: 66
Rest mit der Deutschen Bundesbahn
An. Bad Oeynhausen: 15:38 Uhr
Am Montagabend erreichte mich eine SMS von Lars, in welcher er mich fragte, ob ich am Brückentag nach dem Donnerstag Zeit hätte. Er könne sich im Büro los eisen, sonst liegt nichts an, das Wetter soll super werden … und wir könnten dann ja unsere geplante Tour starten. Nun, da bin ich doch dabei! Es mussten zwar im Büro ein paar Steine aus dem Weg geräumt werden – oder besser Bedenken zerstreut werden ;-) – aber dann klappte das kurzfristig. Danke dafür nochmal!
Die Tour an sich hatten wir vorher schon ausbaldowert, uns fehlte nur noch ein Termin. Dass der nun so Hals über Kopf festgelegt wurde, machte nur eine nicht unwesentliche Sache etwas schwieriger: die Quartiersuche. Die Bahnkarten kann man sich einfach kaufen, hinter einem Hotel mussten wir aber hinterher suchen. Hamburg schien an diesem Wochenende eine magische Anziehungskraft auszuüben, denn alle bezahlbaren Unterkünfte waren besetzt.
Letztendlich wurde aber auch dieses Problem zu sehr später Stunde am Dienstagabend gelöst und unserer Reise stand nichts mehr im Wege.
So stand ich also um 8 Uhr morgens im Kreise der Lieben auf dem Bahnsteig in Bad Oeynhausen und wartete auf den Zug, welcher mich zunächst bis nach Kirchlengern bringen sollte. Dort wollte ich dann ein paar Minuten auf Lars warten, um dann über Osnabrück, Bremen und Bremerhaven nach Cuxhaven zu tuckern. Das war der Plan und genauso haben wir ihn dann auch ausgeführt. Die Verbindungen nach dort oben sind wirklich nicht gut, so dass das „tuckern“ wörtlich zu verstehen ist. Natürlich mit dem von der Bahn gewohnten Service! Erst um ca. 12:30 Uhr standen wir vor dem Bahnhof am Zielort und sortierten unsere Habseligkeiten.
Ein wenig wollten wir uns im Ort umsehen um zumindest mal an der Kugelbake gewesen zu sein. Sind dann also mal grob in eine Richtung gefahren, haben an einem Supermarkt noch Drogerieprodukte nachgekauft und nach dem Weg gefragt, um dann festzustellen, dass wir irgendwie nicht richtig waren. Also umdrehen und ein paar hundert Meter Kilometer zurück. Dann haben wir aber alles schnell gefunden. Ist ja auch nicht so groß dort.
Im Zug haben wir uns schon die ganze Zeit vorgeredet, wie geil das erste Fischbrötchen schmecken würde, so dass genau das auch das erst Tagesziel war. Hat alles geklappt!
Frisch gestärkt ging es dann gegen halb 3 Uhr nachmittags „ernsthaft“ auf große Fahrt. Der Elberadweg hinter dem Cuxhavener Hafen war leider gesperrt und wir mussten einen wenig attraktiven aber nicht sonderlich großen Umweg entlang viel befahrener Hauptstraßen nehmen.
Aber schon nach kurzer Zeit befanden wir uns auf der eigentlichen Strecke, die im übrigen auch in den folgenden 3 Tagen eine sehr schöne Oberfläche hatte, meist asphaltiert und insgesamt sehr gut zu befahren war.
Dazu trug sicher auch bei, dass das Wetter mit „perfekt“ schon ziemlich gut umschrieben ist. Sonnenschein, angenehme 19 – 21°C und ein stetiger, kräftiger Wind von Nord-Westen. Ideale Voraussetzungen, wenn man nach Süd-Osten fahren möchte. Oben auf dem Deich sind wir teilweise mit über 30 Km/h ganz bequem dahin gerollt.
Vorbei an Altenbruch, Wehldorf und Müggendorf passierten wir nach einiger Zeit Otterndorf, ließen den Ort aber rechts liegen und entschieden uns für eine kleine Abkürzung. Wir hatten ja noch ein bisschen vor uns. Der nächste Ort war Bahrdorf, dann Belum und dort folgten wir dann nicht dem ausgeschilderten Weg, sondern fuhren auf dem Belumer Deich von hinten am „Natureum“ vorbei. Das machte Spaß auf dem kleinen Weg durch den Wald auf dem Neuhäuserdeich. Dort quert man über ein Sperrwerk ein Siel.
Und direkt dahinter sind wir wieder nicht dem Weg gefolgt! Scharf links geht es direkt am Siel entlang Richtung Elbe, um danach direkt am Elbeufer weiter zu fahren. Das ist viel schöner als hinter dem Deich auf dem „offiziellen“ Elberadweg! Einziger Nachteil des Abstechers ist die etwas längere Wegstrecke und die Tatsache, dass wir 2 Kilometer gegen den Wind fahren mussten. Zum wiederholten Male zeigten wir uns glücklich darüber, dass wir uns für die Fahrt Richtung Osten entschieden haben und nicht anders herum!
Fast 20 Kilometer bewegt man sich so auf einem wunderbaren Weg entlang des Deiches. Außer Schafen und Möwen haben wir dabei keine anderen Lebewesen zu Gesicht bekommen – herrlich. Schließlich erreicht man aber Freiburg und kann sich über das beschauliche Städtchen freuen.
Dahinter folgt Hamelwörden und dann schon Wischhafen, welches wir aber gar nicht erst ansteuerten. Die Fähre nach Glückstadt war unser Ziel. Dort fuhren wir ganz entspannt an den dutzenden wartender KFZ vorbei und stellten uns als erste in die Schlange.
Während der gar nicht mal so kurzen Überfahrt telefonierte ich kurz mit unserer Pension, weil ich versprochen hatte kurz Meldung zu geben, falls wir deutlich nach 19 Uhr ankommen. Und so sah es gerade aus. War aber kein Problem, man wartete auf uns. Auf der Elbe sahen wir dann die ersten richtig großen Containerschiffe. Lars war ein klein bisschen begeisterter als ich, ob der dicken Kähne.
Derweil ich mich eher an der Landschaft und dem schönen Sonnenschein erfreute. Sonne hatten wir reichlich, Wind auch und so fühlte sich denn auch die Haut an. Zumindest die im Gesicht, denn ich bin wohlweislich mit langen Ärmeln gefahren und habe auf der Fähre im Wind auch ein wenig gefroren.
Am östlichen Elbufer angekommen, benötigten wir nur noch knappe 10 Minuten bis wir in Glückstadt am Hafen waren und dort recht fix die „Pension am Hafen“ gefunden haben. Das Haus bekommt eine ganz dicke Empfehlung! Sehr gastfreundlich, nett und hilfsbereit. Wir haben uns von Anfang an wohl gefühlt und hatten dort auch die besten Zimmer der ganzen Tour. Klasse.
Wir hatten zwei Einzelzimmer an einem kurzen, abschließbaren Flur mit einem gemeinsam zu nutzenden Bad. Ich hatte ein größeres Bett als Lars, der dafür eine zusätzliche Couch im Zimmer hatte. Schlafen würden wir beide nach einem kleinen Imbiss im Ort wohl gleich gut! Hatten ja auch ein paar Kilometer in den Beinen!
>> Glückstadt bis Hamburg – 04.06.2010 <<
Wir sind pünktlich aufgestanden – ich sogar noch vor Lars! Und das obwohl ich eine ganz miese Nacht hatte. Am Alkohol kann es nicht gelegen haben, denn ich hatte tags zuvor lediglich eine Cola-Light zum Abendessen. Aber nachdem ich mich so gegen 23 Uhr ins Bett legte, habe ich alle halbe Stunde auf die Uhr geschaut. Die ganze Nacht. Gegen halb 4 beginnt es ganz sachte hell zu werden und die Vögel zwitschern. Um 5 ist es Tag. Bis dahin hatte ich schon etliche Liegestütz‘ hinter mir, um mich etwas müde zu machen. Genutzt hat es nicht. Ich bin wohl gegen 6:30 Uhr ein bisschen weg genickert, nur um eine Stunde später aufzustehen und mich unter die Dusche zu stellen. Das mag ja ein Tag werden!
Das Frühstück in der „Pension am Hafen“ war super und der Kaffee brachte ein bisschen Leben in die Knochen. Lars hatte diese Probleme nicht und war guter Dinge. Angesichts der tollen Unterkunft konnte man das auch sein. Dicke Empfehlung an dieser Stelle noch einmal und vielen Dank für die nette Bewirtung! Um kurz vor 9 haben wir uns dann wieder auf die Räder geschwungen und den längsten Abschnitt unserer Tour in Angriff genommen. Zunächst aber eine kleine Runde durch Glückstadt. Abends im Dunkel haben wir uns ein paar Straßen angeschauft, wollten aber im Hellen noch mal gucken.
Allzulange haben wir aber nicht getrödelt, denn Hamburg ist das nächste Ziel und das ist mindestens 80 Kilometer entfernt. Also los.
Wir sind wieder mit der Fähre auf die andere Elbseite gefahren, weil uns mehrfach versichert wurde, dass die Fahrt durch’s alte Land attraktiver sei, als auf der östlichen Seite zu bleiben. Außerdem müsste man Stade gesehen haben. Übergesetzt und durch Wischhafen nach Wolfsbruchmoor. Das ist nicht so richtig nahe an der Elbe und ganz ehrlich auch nicht soooo toll. Danach Dornbusch und dann Krautsand. Da wurde es schon schicker.
Ab Krautsand fährt man wieder direkt an der Elbe lang. Auf Höhe von Drochtersen quert man über ein Sperrwerk die Krautsander Binnenelbe.
Hier trafen wir nicht zum letzten Mal ein Ehepaar, welches ebenfalls den Elberadweg befuhr und ziemlich locker drauf war. Nachdem wir uns gegenseitig mehrfach fotografiert hatten, sind wir weiter Richtung Stade gefahren. Wethe, Barnkrug und Abbenfleth ließen wir hinter uns. Kurz vor letzterem Ort „entdeckten“ wir die „Festung ‚Grauer Ort'“.
Auf die nächste Führung hätten wir allerdings noch über eine Stunde warten müssen, so dass wir leider nicht in das Innere des Forts aus der Preußen-Zeit konnten und uns mit ein paar Spähblicken von außen begnügen mussten.
Irgendwo bei Bützfleth überholten wir mit viel Hallo das Ehepaar vom Sperrwerk wieder. Natürlich nicht ohne Fotos zu machen. Die beiden wollten allerdings heute nicht mehr bis zur Hansestadt und konnten sich etwas mehr Zeit lassen. Wir wollten in Stade Mittag essen, ließen uns aber von einem „Einheimischen“ erklären, dass es in Wedel ganz tolle Fischbuden gäbe. Mal gucken. Schnell war Götzdorf hinter uns, Schölisch vorbei und wir mitten in Stade!
Das ist mal echt ein schönes Fleckchen. Und da wir schon Hunger hatten und es so unglaublich gemütlich aussah, haben wir uns in einfach an den Kanal an einen Tisch gesetzt, ein Radler und ’ne Currywurst bestellt und uns die Sonne auf den Wanst scheinen lassen.
Derart gestärkt kommt man natürlich zunächst schlecht wieder in den Tritt. Aber es nützt ja nichts, Hamburg ist noch weit. Mit dem uns immer noch wohlgesonnenen Wind flogen Melau, Bassenflet, Twielenfleth und Lühesand nur so an uns vorbei. Die Strecke dort ist wunderschön und der Radweg top zu befahren. Durchgängig feiner glatter Asphalt bzw. Betonplatten an den Deichen. Da konnte man nicht meckern.
Mehr so aus Versehen sind wir aber nicht die Alternativstrecke mitten durchs „Alte Land“ gefahren, sondern haben nur den Rand dieses riesigen Apfelareals gestreift. Aber das fanden wir schon ziemlich beeindruckend und haben oft gehalten um Fotos zu machen. Da Reihen mit Apfelbäumen aber nun irgendwie überall nach Reihen mit Apfelbäumen aussehen, war das zwar toll, aber nach einigen Kilometern auch ein klitzekleines bisschen langweilig. Vielleicht doch ganz gut, dass wir uns eher an der Elbe aufhielten.
Ein paar Kilometer hinter Wisch versperrte dann plötzlich ein Zaun den Weg. Auf der Elbinsel Hahnhöfersand befindet sich ein Gefängnis. Verständlich, dass man da nicht einfach so durchfahren durfte. Echt klasse gelegen die Anstalt – das dürfte den Insassen allerdings nur ein sehr schwacher Trost gewesen sein.
Weiter ging’s immer schnurgeradeaus auf dem Deich. Nach Hahnhöfersand kam Cranz und eine riesige Zugbrücke. Dort haben wir dann auch ausgiebig Fotos vom Airbusgelände gemacht. Auf der anderen Elbseite waren die ersten schönen Villen in Blankenese zu sehen. Immer weiter rollen bis wir wieder vor einem Zaun standen. Diesmal kein Gefängnis, sondern das Airbus-Gelände. Also einen kleinen Schlenker zurück und hinter einer Gruppe älterer Herren hergefahren, die anscheinend ebenfalls länger mit dem Rad unterwegs waren. In Finkenwerder haben wir die Jungs aus den Augen verloren und dafür die Fähre auf die andere Seite der Elbe gefunden. Wir hatten nämlich vor, dort nach Hamburg einzureisen. Nicht durch den Hafen, sondern von der anderen Seite schön gucken.
Nach ein wenig Unruhe aufgrund der Tatsache, dass es nicht ganz einsichtig war, mit welcher Fähre wir nun mit welchem Ticket zu welchem Preis übersetzen sollten, standen wir dann aber an der Reeling und ließen uns den Wind um die Nase wehen. Auf der anderen Seite landet man am Jenischpark an der Elbchaussee und fährt dann immer direkt am Elbestrand Richtung Innenstadt.
Da die Sonne brannte und nur ein laues Lüftchen wehte, war der weisse Strand reichlich mit Sonnenbadenden gefüllt. Einige Unverzagte liessen sich sogar dazu hinreissen in der Elbe zu baden. Die Optik der Brühe hätte mich dazu allerdings nicht animiert. Der Elberadweg führt an dieser Stelle durch eine „Wohnsiedlung“, vor der man sein Rad nur schiebenderweise fortbewegen darf – und platzmäßig auch nur so entspannt dort entlang kommt. Lage und Aussehen der Häuser lassen den Schluss zu, dass man dort nicht ganz billig wohnt. Echt schön.
Auf der anderen Seite präsentierte sich die Seite, für die man Hamburg kennt: der Hafen. Große Schiffe, riesige Kräne, reges Treiben. Wir haben oft gehalten und fotografiert. Auch haben wir in unserem Hotel angerufen, dass wir heute noch ankommen, denn inzwischen ging es schon auf 19 Uhr zu und so nah ist das alles gar nicht, auch wenn wir schon in Hamburg waren.
Rechter Hand kommt irgendwann das „Tafelhaus“ von Restauranttester Rach, folgt dann der großen Elbstraße und ist dann auch schon am Fischmarkt. Ganz ehrlich? Ich mag die Gegend nicht. Alles irgendwie grau, wuselig, nur Baustellen, an Regeln hält sich keiner und auf dem Kopfsteinpflaster kann man ganz beschissen Rad fahren. Eine leichte Genervtheit machte sich bei mir breit. Auch weil es immer später wurde!
Wenn man die Hafenstraße erreicht hat, ist man dann auch schon am Eingang zum „Alten Elbtunnel“ – von dem ich zu meiner Schande gestehen muss, dass er mir unbekannt war. 4 Fahrstühle für Autos und derer zwei für Fußgänger und Radfahrer befördern die Passagiere in die Tiefe, wo man dann durch zwei sehr enge Röhren auf die anderen Elbseite gelangt. Eine der Röhren war zu und wir durften in diese Richtung auch nicht fahren. Quasi Einbahnstraße – je nach Tageszeit. Sehr beeindruckend fand ich den Tunnel. Ehrlich, soetwas mag ich. Alte Technik!
Leider ist es auf der anderen Seite alles andere als heimelig. Auf einer ganz üblen Holperpiste irrten wir Richtung Wilhelmsburg, wo wir im „Hotel Hagemann“ absteigen wollten. Nur haben wir den Weg alleine nicht so recht gefunden. Das Navi zeigte zwar die Richtung korrekt an, aber es gab durchaus mehr als eine Straße, die in diese Richtug führte. Und komm‘ mir jetzt keiner mit „Stadtplan“ – man kann ja nicht an alles denken! Netterweise hat uns eine nette Radlerin dann abgeschleppt und ist bis fast vor den Hoteleingang als Führerin vor uns her gefahren.
Das Hotel hat seine 3 Sterne zu Recht – besonders zu dem günstigen Preis. Wir stellten unsere Räder in einen abschließbaren Keller und bezogen das kleine Zimmer mit Dachschrägen. UMTS-Empfang war hervorragend, das Wasser in der Dusche konnte da nicht mithalten. War wohl zu hoch oben, denn die Einstellung der korrekten Temperatur war etwas kniffelig. Aber der Staub und das angetrocknete Salz konnten endlich abgespült werden.
Gegessen wurde gegen halb 9 im hauseigenen Restaurant, welches überraschend gut gefüllt war und ein ordentliches Angebot hat. Sind zufrieden satt geworden. Alles bestens. Die nette Kellnerin hat uns dann noch erklärt, mit welchem Bus und S-Bahn wir zur Reeperbahn gelangen und wir sind los gestiefelt. Na hör‘ mal, wenn man schon in Hamburg ist, wo geht man(n) dann abends hin? ;-)
Begonnen haben wir den Abend im „Strand Pauli„, welches wir gegen kurz vor Mitternacht und 1 Mojito nebst 2 Whisky-Sour verliessen, um uns die Vergnügungsmeile anzusehen. Da ist man per pedes recht fix. Allerdings hätte es für mich dann auch fix zu Ende sein dürfen. Irgendwie hatte ich nicht sooo große Lust auf nacktes Fleisch, zudem ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass das alses irgendwie etwas runtergekommen aussah. Und ich bin nicht so groß darin, auf offener Straße angesprochen zu werden, wenn ich gar nichts kaufen will. Fühlte mich nach 1 Stunde etwas unwohl in meiner Haut und wir suchten uns einen Pub.
Der Zufall führte uns ins „Molly Malone“ wo eine Band zünftig aufspielte. Nur Lieder aus unserer „Jugend“. Nirvana, Pearl Jam, Midnight Oil (zumindest die Richtung und wenn ich mich noch richtig erinnere). Und das Guinness schmeckte auch hervorragend! Erst gegen 3:30 Uhr machte die Band Feierabend und wir uns auf den Weg zurück. Lars wollte mit Bahn und Bus, darauf hatte ich aber überhaupt keine Lust und daher saßen wir kurz darauf in einem Taxi, welches uns wohlbehalten am Hotel ablieferte. Um 4 Uhr lagen wir in den Kojen … das mag ja eine T(ort)our werden bis Lauenburg ;-)
>> Hamburg bis Lauenburg – 05.06.2010 <<
Um 8 Uhr geht’s los habe ich kurz vor dem Einschlafen noch gesagt, woraufhin der Mitfahrer ankündigte, auf gar keinen Fall vor 9 Uhr aufzustehen. Nunja, um 6 Uhr war ich wach – es war hell und draußen war es auch laut. Lauter als bei uns zu Hause jedenfalls. Und auch wenn ich die Augen nur mit Mühe aufhielt, klappte das mit dem erneuten Wegnickern nicht. Bin ich also um halb 8 angefangen aufzuräumen und habe mich dann geduscht, so dass ich um 9 Uhr, als der Mitreisende auch die Augen öffnete, schon geschniegelt und gestriegelt war.
Mit dem Fahrstuhl ging’s zum reichhaltigen Frühstücksbuffet, an dem ich leider nicht mehr als ein Brötchen runter bekam. Keine Auswirkungen des vorherigen Abends, eher weil ich eigentlich nie was frühstücke und immer mit dem Mittagessen anfange. Dann schnell die Klamotten aus dem Zimmer geholt, die Räder aufgebrezelt und los.
Den Weg zum „Alten Elbtunnel“ fanden wir heute morgen mit schlafwandlerischer Sicherheit. Leider ist der Zustand des Weges über Nacht nicht besser geworden. Es wurden aer trotzdem wieder reichlich Fotos gemacht von großen und kleinen Pötten. Besonders am Aussichtspunkt am Eingang zum Elbtunnel haben wir ein paar Minuten lang die Speicher der Kameras gefüllt. Sehr zu Lars‘ Verdruss waren allerdings seine Akkus so leer wie meine Trinkflaschen und das Ladegerät schlummerte am heimischen Herd.
Da musste ich sogar ein paar Mal meinen Fotoapparat aus der Hand geben, damit er „seine“ Motive aufnehmen konnte ;-) Wäre mir aber genauso gegangen! Der Rückweg durch den Tunnel war schneller als anders herum, denn wir durften fahren. Auf der anderen Seite angekommen schlug uns nach der Kühle des Tunnels die Hitze voll ins Gesicht. Wir wollte noch ein wenig Site-Seeing machen und uns Hafen-City angucken. Ein bisschen auf der Karte orientiert und los.
Das sieht da schon alles sehr beeindruckend aus. Schick gemacht, aber auch ein bisschen Schicki-Micki. Ich weiß nicht, ob ich dort wohnen wollte. Egal wie das Gebäude von aussen aussieht, es ist doch im Wesentlichen nur ein Bunker. Fast Knapp 2 Stunden haben wir uns die Neubauten angesehen und fotografiert, bevor es wieder auf die Piste ging. Diese zu finden war allerdings nicht ganz leicht, denn der Elberadweg ist in Hamburg ein wenig stiefmütterlich ausgeschildert. Oder wir waren bei der Hitze zu doof die Schildchen richtig zu deuten. Sei’s drum, um 20 vor 2 waren wir back on track. Am „Ausschläger Elbdeich“ verließen wir die Hansestadt und fanden uns nach Überqueren einer Brücke quasi sofort in der Natur wieder. Nichts mehr zu sehen von Großstadt.
Die vielen Teiche zu unserer Linken identifizierten wir nach einiger Zeit als alte Trinkwasserspeicher die offensichtlich aufgegeben wurden und der Natur überlassen werden. Von der Elbe sahen wir zwar so gut wie gar nichts, aber die Gegend ist trotzdem total klasse gewesen. Immer unter Bäumen und zwischen hohen Hecken entlang führte der Weg und schützte uns vor der wirklich fiesen Sonne. Mit dem Wetter hatten wir ein Mordsglück, das war zum Radfahren fast schon zu viel. Über Moorfleet und Tatenberg fahren wir nach Fünfhausen durch Schrebergartenkolonieen und beschauliche Wiesen. Eine ganz andere Landschaft als noch Tags zuvor am Elbeufer.
Da es auch schon deutlich nach Mittagszeit war, knurrte uns beiden der Magen. Ich wollte eigentlich noch weiter fahren, aber Lars guckte an einem kleinen Café ob Plätze frei waren … und das war goldrichtig. An einem tollen See saßen wir auf einer Terrasse und ließen uns die Bockwurst mit Kartoffelsalat schmecken. Während des Essens habe ich den EeePC rausgekramt und schon mal bei der Bahn geguckt, von wo man um wieviel Uhr nach Hause könnte.
Nach dem kurzen Essen an dem wunderschönen Teich ging die Fahrt mit schweren Bäuchen weiter. Die Landschaft ist geprägt von Wiesen durchzogen mit vielen, vielen Gräben. Ideale Verhältnisse für allerlei Getier.
Allerdings wurden wir schon ein nach einer Handvoll Kilometern ausgebremst. Ein Baum lag quer über den Radweg und hinderte uns am zügigen Passieren. Daneben standen ein paar Halbwüchsige und grinsten – ich möchte sagen fast ein wenig hämisch. Offensichtlich hatten die Jungs die kleine Stämme dort platziert, um eine Übung vorzubereiten. Und ein paar Sekunden später nahte auch schon die Rettung. Wir sind allerdings vorher über die Stämme geklettert, weil wir nicht warten wollten bis die Horde Teenies in Feuerwehruniformen die Situation geklärt hatte ;-)
Wir hatten uns für diesen letzten Tag zwei Ziele vorgenommen, bei denen wir uns nicht sicher waren, welches es nun werden würde und ob wir noch an diesem Tag oder erst morgen nach Hause fahren würden. Allerdings zog und zog es sich doch ein wenig. Wir hatten schon etliche Kilometer in den Knochen und fuhren nicht im größten Gang.
Letztlich entschieden wir uns, in Lauenburg zu nächtigen und am nächsten Morgen den Zug zurück nach Bad Oeynhausen zu nehmen. Bis dahin mussten wir noch einen kleinen Hügel überwinden. Als wir dort ankamen habe ich noch scherzhaft gesagt „Da müssen wir jetzt noch rauf!“ … und stellte erstaunt fest, dass es wirklich so war.
Anhalten um mal zu verschnaufen war leider nicht, weil es aufgrund der Wärme im Wald nur so vor Mücken wimmelte. Als ich einmal kurz vorfuhr, um ein Bild von Lars zu machen, hatte ich gleich 5 Stiche an Armen und Beinen. Dann also schnell dadurch. Und die Aussicht, als wir endlich oben ankamen und nach dem Ortsschild von „Lauenburg“ von einem Hotel aus über die Elbe schauten, war grandios.
Leider war es schon nach 19 Uhr und das einzige Zimmer welches noch zu haben war, war mit Loch wirklich nett umschrieben. Wir würden unten im Ort nicht mehr Glück haben, wurde uns prophezeit, aber schon bei der zweiten Adresse – dem Hotel Möller – bekamen wir eine Bleibe direkt an der Elbe. Von unserem Zimmer aus konnte man ein wenig vom Fluß sehen und die Räder standen geschützt in einem geräumigen und sehr urigen Fahrradkeller.
Wir haben dann schnell das Zimmer bezogen und uns ausgehfertig gemacht. Inzwischen war es nach 20 Uhr und in dem Hotel war eine geschlossene Gesellschaft, so dass wir auswärts essen mussten. Gefunden haben wir einen prima Platz direkt an der Elbe. Hier haben wir ausgezeichnet gespeist, das ein oder andere Bier getrunken und zugeschaut, wie ein Ausflugsschiff anlegte und sich leerte, auf dem ulkig kostümierte Menschen eine Schlagerparty gefeiert hatten.
Als es schon reichlich dunkel war, wurde uns dann aber doch deutlich gemacht, dass Feierabend sei. Ein Wechsel in eine kleine Kneipe beschloss dann den letzten Abend der Radtour.
Am nächsten Morgen mussten wir uns alles andere als beeilen, da der Zug erst gegen 10:30 Uhr fuhr. Es blieb also noch mehr Zeit als genug, um in Ruhe das Frühstück direkt am Fluß auf einer sonnenbeschienenen Holzterrasse zu genießen.
Danach sind wir mit den vollbeladenen Drahteseln aber in ziviler Kleidung noch etwas durch den Ort geschoben und haben uns umgesehen. Lauenburg ist ein schöner, kleiner Ort – zumindest die Altstadt.
Der Turm im Hintergrund steht im oberen Teil der Stadt und die sieht genauso aus, wie jede andere Stadt auch. Wir haben uns den Stadtpark, das Schloß und natürlich den Hafen angesehen, bevor uns der Weg zum Bahnhof führte.
Tscha, und das war’s dann auch. Die drei Tage waren zu Ende und mit dem Einstieg in den Zug waren wir schon fast wieder in der Heimat. Schön war es, sehr schön! Der Weg ist klasse zu befahren, bietet reichlich was für das Auge und die Landschaft ändert sich innerhalb von 3 Tagen mehrfach komplett.
Die Tour kann ich jedem empfehlen. Hat sehr viel Spaß gemacht!
Hoffentlich gibt es 2011 wieder eine Tour!
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