Sielwehr
Das Sielwehr ist irgendwann abgängig. In der seit Jahren anhaltenden Diskussion um den Fortbestand des Bauwerks in Werste ist zuletzt Bewegung gekommen. Eine Mehrvariantenanalyse wurde beauftragt, ausgeführt und inzwischen auch allen Fraktionen präsentiert. Jedenfalls hat nun in den letzten beiden Tagen auch die Lokalpresse die möglichen Versionen halbwegs ausführlich vorgestellt.
Wir als Grüne sind mit dem Fazit, welches die Verwaltung aus den Ergebnissen gezogen hat, zufrieden. Immer schon haben wir gesagt, dass die Werre durchgängig sein muss und wieder ein Fluss und kein Stausee sein soll. Genau dies ist auch der Wunsch aller Kommunen, die „hinter“ uns an der Werre und deren Zuflüsse liegen. Wir versperren denen nämlich plump gesagt die Natur. Besonders Löhne ist betroffen, da wir Oeynhausener deren Bemühungen um eine Renaturierung des Flusses konterkarieren, indem wir ihn bis zum Löhner Gymnasium aufstauen.
Die eigentlich nur machbaren Lösungen sind die sogenannten Varianten 2a, 2b und 3. Hierbei wird das Sielwehr entfernt und eine „Raue Gleite“, eine Gefällestrecke mit durchgängigem Wasserfluss, geschaffen. Der Werrelauf wird in diesem Bereich in einem renaturierten Flussbett geführt und die Uferbereiche rechts und links (welche sich dann immer noch im Bereich des aktuellen Ufers befinden) dienen als Überschwemmungsflächen. Es entsteht so in kurzer Zeit eine natürliche Aue. Der Wasserspiegel der Werre sinkt dabei im Bereich des Kanutenheims um lediglich 80 Zentimeter. Damit der Fluss trotzdem eine Tiefe hat, die einen stetigen Durchfluss ohne stehendes Gewässer ermöglicht, wird die Flußsohle angehoben. Dadurch wird die Werre im Bereich des Kanuheimes eine Tiefe von ca. 1 Meter erhalten – bei gleicher Wassermenge wie zur Zeit.
Der Rückstau Richtung Löhne verringert sich nun wie gewünscht. Dort sinkt der Wasserspiegel entsprechend, die Werre wird wieder zum Fluss und die Löhner können ihre bereits begonnenen Arbeiten fortsetzen. Außerdem werden hierdurch alle Anforderungen an den Klima- und Umweltschutz sowie die Europäische Wasserrahmenrichtlinie erfüllt. Die Kanuten können weiter Kanu fahren, die Werster behalten ihre Optik und alle sind zufrieden. I-Tüpfelchen auf dem ganzen ist, dass diese Maßnahmen gefördert werden und die Stadt Bad Oeynhausen mit einer bis zu 90%igen Bezuschussung rechnen kann.
Die unverständlicherweise immer wieder ins Gespräch gebrachte „Nulllösung“, bei der das Werrewehr einfach belassen und instand gesetzt wird, entspricht nicht den Rahmenrichtlinien, ist nicht umweltfreundlich, behindert die Löhner und alle dahinter liegenden Kommunen, senkt die Wasserqualität und – zu allem Überfluss – die Stadt muss alles aus dem eigenen Säckel zahlen – ohne einen Euro Zuschuss.
In jedem Fall ist die Installation einer Wasserkraftanlage möglich. Jedoch muss man bedenken, dass diese nicht zu den geförderten Maßnahmen zählt. Hier muss die Stadt eine eigene Wirtschaftlichkeitsrechnung aufmachen. Dieses Projekt ist quasi lösgelöst von einer Umgestaltung des Wehrs zu sehen. Es geisterten enorme Erlöswerte pro Jahr durch die Presse, welche die Stadt verschenken würde, sollte man auf Wasserkraft verzichten. In den, dem Rat vorgestellten, Gutachten ist die Rede von 250.000 Euro – von denen Errichtung, Betrieb und Instandhaltung (so habe ich es verstanden) noch abgezogen werden müssen. Wir haben Gutachten mit noch geringeren Werten gesehen. Man mag sich seine eigene Meinung bilden, ob es sinnvoll ist, Wasserkraft um der Wasserkraft Willen zu erzeugen und dabei den wirtschaftlichen Aspekt völlig außen vor lässt. Natürlich kann man sagen „Hey, wir sind super klimafreundlich und regenerativ!“ und dabei Geld verpulvern. Man kann aber auch vernünftig sein.
Eine Entscheidung hinsichtlich einer Variante mit einer „Rauen Gleite“ entspricht allen Anforderungen, wird großzügig gefördert und – wenn’s denn sein muss – bietet die Möglichkeit zur Nutzung der Wasserkraft. Bisher habe ich noch kein Argument gehört, welches dagegen spricht.
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