Rad-Exkursion in Volmerdingsen
NW vom 06.08.2009: Sicher mit dem Radel unterwegs
… dass sich viele Bad Oeynhausener unsicher fühlen, wenn sie die Straße befahren. „An einigen Stellen ist kein Fahrradweg vorhanden. Das ist unangenehm. Die Bürger sollen sich sicher fühlen“, erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe „Verbesserung der Verkehrssicherheit für Fahrradfahrer“ … Ich fahre gerne Rad, bin als quasi ein Fahrradfahrer. Unter Umständen sogar ein Radler, obwohl ich das immer etwas verniedlichend finde und es der Thematik „Sicherheit“ nicht ganz gerecht wird. Ganz sicher habe ich aber kein „Radel“, mich schaudert’s. Diese Bezeichnung zeigt sehr schön, welchen Stellenwert das umweltfreundlichste und – auf kurzen, innerstädtischen Strecken – effizienteste Verkehrsmittel hat: den eines Spielzeuges. Das ist etwas, mit dem man bei Kaiserwetter durch die Gegend schlendert, die Nase in den Wind streckt und sich die Sonne auf den Pelz brennen lässt.
Der nächste strittige Terminus ist „die Straße“. Der Gehweg und ein eventueller Radweg sind Bestandteil der „Straße“. Da meinte die Autorin sicher die „Fahrbahn“ – auf die ein Fahrrad ja auch dem Namen nach schon gehört. Richtig ist hierbei das beschriebene Gefühl. Viele Leute fühlen sich unsicher auf der Fahrbahn, weil sie es nicht gewohnt sind. Weil sie selbst hauptsächlich nur die Autofahrerperspektive kennen. Aber würden sie denn als Autofahrer einen Fahrradfahrer einfach rammen? Achten sie selbst nicht auf Radfahrer? Eben! Und genau das ist der Grund, warum die Fahrbahn eben doch der sicherste Ort für einen Radfahrer ist: man wird gesehen. Nebenbei ist die Fahrbahn in aller Regel in einem deutlich besseren Zustand als alle begleitenden Rad- und Gehwege. Exakt das konnte man in Volmerdingsen vorgestern eindrucksvoll bewundern.
Insofern glaube ich auch nicht dass der Fahrradbeauftragte gesagt hat, „Die Bürger sollen sich sicher fühlen.“ Im Straßenverkehr hat es nicht um „Gefühle“ zu gehen. Ein Gefühl schützt nicht vor Unfällen – welche dort oben glücklicherweise auch nicht übermäßig häufig vorkommen.
… „Einige Stellen sind gefährlich. Die Radfahrer müssen auf der Straße fahren. Das ist ungünstig“, erklärt Friedrich Bredemeier. Zahlreiche Schulkinder müssten auf der Straße fahren, wenn sie zum Schulzentrum Nord wollten. „Auch der Wittekindshof und ein Kindergarten liegen an der Volmerdingsener Straße. Wir brauchen hier einen durchgehenden, sicheren Geh-und Fahrradweg“ … Natürlich müssen Fahrradfahrer auf der Fahrbahn fahren. Das ist der von der Straßenverkehrsordnung vorgesehene Normalzustand. Alles andere sind Ausnahmen. Insofern ist das auch nicht ungünstig. Ungünstig sind aber sehr wohl – und darauf wurde hingewiesen – dass dort oben teilweise benutzungspflichtige Radwege existieren, die dann plötzlich im Nichts enden. Hier fehlt eine eindeutige und sichere Führung der Radfahrer zurück auf die Fahrbahn. Und Hinweise für den motorisierten Verkehr, dass hier eine Einmündung/Auffahrt ist.
Denn der motorisierte Verkehr ist das Problem. Autofahrer sehen Radfahrer als Hindernis an und benehmen sich vielfach wie die sprichwörtliche Axt im Walde
In dieser Art und Weise, teilweise mit drohend aufheulendem Motor, wurden wir ständig überholt. Vor und in Kurven und bei Gegenverkehr.
Dringend notwendig ist es dort oben, den Gehweg auf beiden Seiten der Fahrbahn durchgängig auszuführen. Diesen *müssen* Schulkinder der Grundschulen sowieso benutzen. Derzeit sind dort an Bushaltestellen auf einer Straßenseite teilweise 20 Meter kurze Gehwege angelegt, die einfach beginnen und genauso enden – ohne Querungshilfen oder ähnliches. Das ist ein Unding, welches den Planern jetzt noch um die Ohren gehauen werden müsste.
Dieses fehlende Überlegen bei Planern und Ausführenden u.a. bei solchen Kleinigkeiten ist das Problem für Fahrradfahrer und Fußgänger.
Wie kommen ansonsten solche katastrophalen Dinge in den Straßenverkehr. Was hat sich derjenige, welcher das Schild dort aufgestellt hat dabei gedacht? Ich würde mal auf „Nichts“ tippen. Dort muß angesetzt werden.
Dem Autofahrer muß selbstverständlich sein, dass er eben nicht in der Kurve bei Gegenverkehr zwanghaft überholen muß (Wie gesagt, dass war nicht nur der Lieferwagen, *alle* haben uns in der Kurve überholt.), es bringt einfach keinen Zeitgewinn und ist sau gefährlich. Und ein Mitarbeiter der Baufirma muß ganz automatisch daran denken, dass er das so nicht aufstellen kann und darf.
Generell kann man festhalten, dass in Volmerdingsen rechts und links der Fahrbahn ein zusammenhängender Gehweg dringend anzulegen ist. Bei entsprechender Breite – und das wurde während der Exkursion thematisiert – kann man diesen dann auch für Fahrradfahrer freigeben. Was aber ein sehr großer Unterschied zu einem kombinierten Geh-/Radweg ist!
Der Artikel im Westfalen-Blatt ist übrigens inhaltlich nicht deutlich besser. Auch hier gibt es Fehler, die einer generellen Akzeptanz von Fahrradfahrern auf der Fahrbahn abträglich sind. Eine „12 Jahre Regel“ für Kinder mit Fahrrädern auf Gehwegen gibt es nicht. Bis zum vollendeten 8. Lebensjahr müssen sie den Gehweg benutzen, bis zum vollendeten 10. Lebensjahr dürfen sie auf dem Gehweg fahren. Und Gehwege können auch nicht zu schmal sein, um mit dem Rad einen Rollstuhl passieren zu lassen. Mit dem Rad darf man nicht auf einem Gehweg fahren. Allerdings darf man auf einem Geh-/Radweg auch nicht mit dem Auto anhalten. Das wird aber wie selbstverständlich überall gemacht. Während der Exkursion auch schön zu beobachten. Da wird viel durcheinander gewürfelt und geschrieben. Und genau das ist das Problem!
Es muß informiert werden, Fahrradfahren múß im Bewusstsein aller Verkehrsteilnehmer sein. Dann wird es auch gefühlt sicherer. Dass es ansonsten schon nicht gefährlich ist, zeigt die Statistik der Polizei.
15 Km | 15,3 Km/h Schnitt | 53,6 Km/h max. | 140 Höhenmeter
PS.: Bei dem ganzen Rumgegurke auf den Radwegen hat sich mein Vorderrad nicht ganz überraschend verabschiedet. Zumindest die Luft aus dem Schlauch. An der Tankstelle Halstenberg habe ich schnell geflickt und einen glatten Durchstich entdeckt. Nervig.
Als Teilnehmer der Exkursion kann ich diese Aussagen sämtlich als absolut zutreffend bestätigen. Die Fahrbahn der Volmerdingsener Straße ist, wie zu besichtigen war, von Bergkirchen bis Wietel durchweg in gepflegtem und barrierefreiem Zustand: Bestens geeignet für Radfahrer, die ja mit ihren Fahrzeugen (wie schon der Begriff unmissverständlich sagt) normalerweise auch dorthin gehören. Gerade bergab kann man wunderbar leicht rollen lassen. Da käme ich gar nicht auf den Gedanken, mich mit dem Rad auf die gefährlich engen, unübersichtlichen, teiweise verwahrlosten Holperpisten zu verirren, die streckenweise kaum als Gehwege taugen. Selbst wenn diese Gehwege einmal durchgängig beiderseits der Fahrbahn und nach aktuellem Qualitätsstandard ausgebaut sind – was zu begrüßen ist namentlich für Kinder, Senioren und Menschen mit Behinderungen -: Sie sollten nicht zu "Radwegen", gar benutzungspflichtigen, erklärt werden.
Dass das Radfahren auf Gehwegen und ungeeigneten "Radwegen" (die eigentlich gar keine sind) kein Mehr an Sicherheit bringt, sondern im Gegenteil die Unfallgefahr rapide erhöht, war vor Ort mehrfach hautnah zu beobachten. Just das weit verbreitete (verbotene!) Linksfahren sorgt ständig für gefährliche Begegnungen. Wenn schon, dann sollten Radfahrer mindestens freie Wahl haben, wo sie fahren. Aber bitteschön rechts. Und am sichersten auf der Fahrbahn. Da werden sie am besten wahrgenommen. Und die Autofahrer sind gezwungen, langsamer und rücksichtsvoller zu fahren. Hier vor allem besteht Nachholbedarf: Umdenken ist angesagt! Nur so kommen wir wirklich zu einem sicheren Miteinander.